war ihm fortwährend der Anblick schöner Gestalten geboten,
deren Reproduktion denn in der That auch der hauptsachlichste
Gegenstand seiner künstlerischen Thätigkeit war. Denn mit den
andern Theilen der Bilder gab er sich keine Mühe; diese liess
er von seinen Schülern malen, denen er übrigens ein liebevoller
Freund war. Bibbiena (Giovanni Maria Galli) nannte er seinen
Wassermeister, er hatte Fluss und Baßh Und Meer Zll malen;
Pianoro war sein Architekt, er hatte die Baulichkeiten zu ma-
len; zwei Filippi, Menzani und Veralli waren seine Gärtner und
Bauern, sie besorgten die Vordergründe, Bäume, überhaupt die
ganze Landschaft; mitunter schenkte er ihnen dann wohl ein
Goldstück dafür. Dabei liebte er die Genüsse des Lebens; ob-
schon massig und nüchtern, hielt er auf einen guten Tisch und
gute Weine. Wir wissen, dass ihn sein Schüler und Freund
Bonini aus Venedig, wo sich derselbe aufhielt, mit Muscheln,
Austern und Seefischen versorgte, die er besonders gern ass.
Auch dem Spiel war er nicht abgeneigt. Dazu gesellten sich
geistige Genüsse, die ausser den Unterhaltungen mit den Freun-
den, die stets gute Aufnahme bei ihm fanden, hauptsächlich in
der Lektüre seiner Lieblingsdichter bestanden; Ovid und Virgil
las er in den Uebersetzungen von Caro und Anguillara; oft be-
dauerte er es, sie nicht in der Ursprache lesen zu können; von
den Neuern liebte er Ariost und Tasso, letzteren weniger wegen
des ernsteren Gegenstandes, als wegen der idyllischen Parthien.
Die Episoden von der Erminia und der Armida wurde er nicht
satt zu lesen und sich vorlesen zu lassen. Man sieht, wie diese
ganze Lebensweise mit dem Geist seiner Werke in Einklang
steht; und man kann es kaum begreifen, dass er in solchen
Verhältnissen sich nicht wohl und glücklich fühlte. Und den-
noch war er es nicht. Er hatte stets zu klagen, mehr in Folge
seines unzufriedenen Charakters, als auf Grund wirklicher Un-
glücksfälle. Diese blieben ihm bis zum Ende seines Lebens fern.
Es lag etwas Unstetes und Schwankendes in seinem Wesen; es
fehlte seinem Charakter der feste Halt, wie er seiner Rede
fehlte. Er sprach, wie Malvasia sagt, in ungeordneter Weise
und sprang von einem Gegenstands zum andern. Später kommt
dazu eine unausstehliche Breite und Weitschweifigkeit. Alles
verletzte ihn, mit Allen war er unzufrieden, zu Jedem klagte er.
Bald über die Last der Familie dem Bruder hat er es nie ver-
geben, dass er ihn zum Heirathen veranlasst, bald über zu ge-
ringe Ehre, die ihm, bald über zu grosse, die andern Künst-
lern erwiesen wurde. Die Künstler-Eifersucht, auf die wir schon