besass: grosse und schöne Figur, edle Züge, Schöne Farben, bis
auf die langen und schmalen Hände. Anderes ging über diese
Erfordernisse weit hinaus, Geschmack in der Kleidung, Massig-
keit im Leben, Reinheit der Sitten. Selbst den höchsten Per-
sonen gegenüber bewahrte er seine Würde; gerade gegen sie
beobachtete er eine weise Zurückhaltung. Einladungen nahm
er nur selten an. Es ist sehr bezeichnend, dass der Kardinal
Sacchetti sich rühmte, ihn einmal bei sich zu Tisch gehabt zu
haben. Eine gewisse Scheu vor persönlichen Ehrenbezeugungen
hat ihn nie verlassen; seine literarischen Freunde Rinaldi, Ma-
rini, Preti u. a. bat er, ihn mit Lobgedichten, die damals an der
Tagesordnung waren, zu versehenen. Als einmal (im Jahre
1632) ein Buch erschienen war: "Lodi al Signor Guido Renii,
kaufte er die ganze Auflage, liess einen neuen Titel drucken:
vLodi a varie pitture del Signor Guido Renin und schenkte das
Ganze dem Buchhändler zurück. An dem Lobe seiner Kunst
erfreute er sich, für sich selbst verlangte er kein Lob. Er ging
am liebsten am späten Abend aus, um nicht so viel gegrüsst
zu werden. Er war, wie namentlich aus den Aeusserungen
seines früheren Freundes, dann leidenschaftlichen Gegners,
Albani hervorgeht, ein Mann des Volkes, das ihn liebte und
stolz auf ihn war.
Was uns von seinen Urtheilen über gleichzeitige Künstler
überliefert ist, zeigt eine sehr richtige und leidenschaftslose Be-
obachtung. Guercino preisst er als grossen Koloristen, aber ein
Rafael sei er doch nicht; Caravaggio ist ihm zu natürlich; Arpino
zu kühn. Albani sei gar kein Maler, sondern ein vornehmer
Mann, der seinen anmuthigen Gedänkchen und schönen Ge-
schichtchen zum Scherz und zur Unterhaltung nachhänge. Von
den Meistern der Vergangenheit hielt er am höchsten Rafael und
Paul Veronese; von den Zeitgenossen Domenichino und Peter
Paul Rubens. Sehr bezeichnend ist das, was er über sein eige-
nes Wesen und seine eigene künstlerische Natur sagt. Er är-
gert sich, wenn man von ihm behauptet, seine Vortrefflichkeit
beruhe auf natürlicher Begabung. Albani sagte in der That
von ihm, sein einziges Verdienst sei sein vbel caratterev und
die angeborne Begabung. vChe carattere propriolt rief er
dann wohlin ächt italienischer Weise aus. ßWas natürliche
Anlage, was angebornes Talentl Mit Mühe und Arbeit habe ich
mein Wissen und Können erworben. Das kommt Niemandem
im Schlafe. Jene vollkommenen Ideale sind mir nicht im
Traum und in der Verzückung offenbart worden in den