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anfänglichen Weigerungen und erst nachdem der Vicekönig
durch den spanischen Gesandten in Rom, Grafen von Monterey,
seinen speziellen Schutz versprochen, entschloss sich Domeni-
chino zur Reise, zu der er sich höchst bescheiden 30 Scudi er-
beten hatte; statt deren wurden ihm (Oktober 1630) 50 Scudi
ausgezahlt und Domenichino begiebt sich sogleich nach Neapel,
WO im Dezember d. J. der Kontrakt vollzogen und ihm eine
Summe von 1000 Scudi : 1080 D. im Voraus zugesichert
Wurde, die er jedoch bei Vollendung der Bilder oder bei Unter-
brechung der Arbeit zurückzuzahlen habe. WVolle er seine Fa-
milie aus Rom nachholen (er war seit 1623 verheirathet), so
solle er dazu 210 D. erhalten. Nachdem dies geschehen, wird
ihm (Juni 1631) das für Guido Reni gekaufte Haus eingeräumt
und er erhält die 1000 Scudi ausgezahlt. Nun begann Domeni-
chino in der Kapelle zu malen und sehr bald liess sich die Vor-
treiflichkeit des Werkes erkennen, so dass man beschloss, ihm
auch die sechs Altarbilder in Oel zu übertragen, die, beiläulig
gesagt, auf Kupfer gemalt werden sollten (bestätigt Oktober
1636). Im Oktober 1633 waren drei Freskobilder vollendet.
Die Deputirten bewunderten deren vnaturalezzaw und vvaga ideaß
und beschlossen dieselben gleich zu bezahlen und zwar mit
5292 D., wovon er schon 3300 in verschiedenen Raten erhalten
hatte (25. November 1633). Es waren 1) das Bild des Vesuvs
mit 18V2 Figuren; 2) die Hülfe der h. Jungfrau durch das Blut
des h. Januarius mit 181f2 Figuren, und 3) das Martyrium des h.
Januarius mit 16 Figuren. ln Summa 49 Figuren a 108 D. z
5292 D., wovon jedoch später 3 D. für jede Figur abgerechnet
werden. Am 30. März 1634 bekommt er ein viertes Bild mit
7 Figuren (a Figur 105 D.) mit 735 D. bezahlt. Wenige Monate
darauf ist der obige Brief aus Belvedere, einer Villa der Aldo-
brandini bei Frascati geschrieben. Inzwischen nämlich waren,
wie aus Malvasia hervorgeht, in Neapel von den einheimischen
Malern alle nur erdenklichen Mittel in Bewegung gesetzt wor-
den, um dem verhassten Nebenhuhler das Leben zu verleiden
und ihn zum Rückzuge zu bewegen. Man hatte das Volk auf-
gehetzt, Schmähschriften erscheinen lassen, Drohbriefe selbst
an solche Personen gerichtet, die den Künstler begünstigten. Zu
den geheimen Gegnern kamen als offene Feinde Lanfranco
von der bolognesischen (s. u.) und Spagnoletto von der neapo-
litanischen Schule. Man schalt auf die exorbitanten Preise, die
Domenichino für seine Arbeiten erhielt, während man doch auch
andererseits wieder die Langsamkeit verhöhnte, mit der jener