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grossen Aerger Annibalefs, der, misstrauisch wie er gegen höher
Gebildete war, jenen Gönner durchschaut haben soll, aber nicht
ohne selbst von winteressirten Füchsena aus niederer Sphäre
ausgebeutet zu werden. Jedenfalls scheint sich der Kanonikus
der Angelegenheiten seiner künstlerischen Freunde angenommen
zu haben; so wandte er dem Lodovico den Auftrag einer grossen
Verkündigung in S. Pietro zu, die anfänglich Al. Tiarini zuge-
sagt war (Malv. ll. 208). Auch scheint er den Vermittler zwi-
schen diesem und dessen hohem Gönner, dem Prälaten Agucchi
in Rom, gemacht zu haben. In dem obigen Falle scheint es
sich übrigens auch um kein Geschenk zu handeln, indem der
Brief von der Bezahlung eines bestellten Bildes spricht, und
zwar in einer Weise, die den Künstler als ungemein bescheiden
und uneigennützig erscheinen lasst. Diese Eigenschaften so wie
überhaupt eine grosse Herzensgüte und Sorglosigkeit in Geld-
angelegenheiten gehen aus manchen Einzelheiten der Schilde-
rung bei Malvasia hervor, vergl. z. B. 464. Ein zweiter Brief
an Dulcini ist vom 1. Mai und ein dritter vom 15. Mai datirt, in
Welchem letzteren der Maler seinem Freunde die Vollendung
des Bildes anzeigt. Er habe es mit aller Liebe gearbeitet, und
denen, die dasselbe gesehen, habe es sehr gefallen. Er Dul-
cini möge indessen doch lieber Jemanden beauftragen, es an-
zusehen, und nach dessen Bericht dann anordnen, ob er es ihm
zusenden oder behalten solle. Allen seinen Befehlen würde er
gern nachkommen. Bottari a. a. O. p. 268 und 269.
Lonovrco CARACCI
FERRANTE CARLO.
an
Bologna,
ll. November
1606.
Durch Herrn Giuiio Carlini habe ich einen Brief von
Ew. Herr]. erhalten, mit vielen weitläuftigen Höflichkeitsbezeu-
gungen und mit Titulaturen von vsehr berühmte u. s. w., was
Alles, wie Ew. Herrl. wohl weiss, mir nicht zukommt, weshalb
ich Sie denn auch bitte, sich deren nicht wieder zu bedienen,
damit ich nicht verspottet werde. Der Vorschlag des Gemäldes,
das Ew. Herrl. mir nach Maassgabe lbrer Wünsche andeutet,