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BERTOLDO
LORENZO
MEmcL
Castro
S. Antonio,
29. Juli
1479.
In äiesem Atlgenblicke habe ich lüeissel uncl Stichel,
Zirkel und Winkelmaass, WVachs uncl Spänchen 11m1 dazu
noch Arehitektur und Perspektiwve bai Seite geworfen, jenem
Stier vier Fusstritte gegeben und clen Thon an den Gärtner
zurückgeschickt, damit er ganz gemeine Tüpfef) daraus mache.
Denn ich merke, dass (lie Pfeferlurühen unseres Komman-
deurs von Prato M. Luca. Calvanese bei dem Grafen
Girolamo mehr in Achtung stehen, als alle andern Fähig-
keiten, Wissenschaften und Künste der Welt, indem sie
ihm zum Ritterstande verllolfen haben. Und (la ich nun
besagte Fähigkeit i1n Kochen habe, nicht von Natur, sondern
als eine in Folge 1nei11es Buches über die Kochkunst erwor-
bene Wissc-nschaft denn ich glaube wahrhaftig, dass es
das schünste VVOTk war, das ich jeznals gemacht habe, als
ich Euch zu Monte GuHbni zwei Hände vol] Feigenschnepfen
gab, die ich mit eigener Hand gekocht hatte so bin ich
rlenn entschlossen, alle andern Künste aufzugeben und mich
der Kochkunst zu widmen, weshalb ich denn Ew. Magnificenz
ersuche, mich bei den Beamten der Lebensmittel, die über
die Käche gestellt sind, zu begünstigen, damit ich mein Buch
wieder zurück erhalte. Ich hoife, rlass in kurzer Zeit der
PfeHerbrühen-Imca?) nicht dazu gut sein wird, das Sieb zu
halten. Wollte Gott ich hätte liebex- unter Oibacca gelernt,
als unter Donatello, denn wie ich jetzt die Zeitläufte kennen
gelernt, so hätte ich nicht zwei Gacomini oder zwei Gela-
tinen gekocht, ohne dass mich der Graf zum Prier von Pisa.
gemacht hätte. .3)
1) Vasi da bruttura.
2) Luca de poveri; wahrscheinlich ist peveri zu lesen.
3) E se volessi dire che lavessi fatto per capo de Grigallih 0
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