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Vergangenen Sonntag wollte ich zu Euch komlnen, indessen
habe ich mich vor dom WVetter gefürchtet. Jetzt bin ich im
Begriä an die andere Seite zu gehen, die komlnelade XVoche
wird sis in Fresco fertig sein. Mir scheint es tausend Jahr,
Jass EW. Herr]. nicht hier gewesen, um zu sehen, ob Euch
die Arbeit zufrieden stellt. Christus erhalte Euch in seiner
Gnade.
Das Gold, von dem im Anfang des Briefes die Rede,
hatte B enozzo Gozzoli mehr als anflere gleichzeitige Künst-
1er zur Ausführung seiner Werke nüthig. Denn während
der Gebrauch, Goldzicfrrath auf flen Bildern anzubringen, bei
den Nachfolgern des Masaccio schon schr abgenonnnen hatte,
ist er bei Benozzo Gozzoli noch als ein Nachklang jener
mehr alterthümlichen Kunstweise saines Lehrers Fra Gio-
vanni Angelico von Fiesole zu betrachten, der in seinen
Gemälrlen reiche Vergoldungen an Waffen, Gewänderil, 11m1
allerhancl Zierrath anzubringen liebte.
Pier Francesco ist ein Vetter des Pietro, Sohn von
Cosimds Brader Lorenzo, derselbe, der durch seinen Sohn
Giovanni Stammvater der späteren Grossherzüge von _Tos-
cana geworden ist.
Die Ingiesuati, von denen sich Benozzo zwei Unzen
Azur zu einem schr hohen PPGiSG geholt hat, waren eine seit
rlem Ende des vierzelmten Jahrhunclerts in Florenz ansässige
die bis 1529 vor der Porta a Pinti Kloster
und Kirche hatten, zu welcher Zeit sie bei der Belagerung
zerstürt wurde. Die MÜHCIIQ waren durch mannigfache Kunst-
fähigkeiten berühmt, Wie z. durch ihre schänen Glas-
malereien. Ebenso bereitetelz sie Farben und namentlich ein
vortreifliches Ultramarin Wie aus Vasarfs Lebensbeschreibung
des Pietro Perugino hervorgeht. Vgl. Lastri, Osser-
vatore Fiorentino V. 75. Das freundschaftliche Verhält-
niss Benozzds zu den Mediceern dauerte noch lange an and
übertrug sich späterhin auch auf Pietrds Sohn Lorenzo den
Prächtigen, wie aus einem an diesen gnrichteten Brief Be-
nozzds vom 4. Juli 1467 hervorgeht, der gbgnfälls auf en.
gare üetmdschaftliche Beziehungen hindeutet.