VORWORT.
Auf die Arbeit, die ich hiermit der Oeffentlichkeit über-
gebe, bin ich zunächst durch eigenes Bedürfniss geführt wor-
den. Durch äie kunstgesehiehtlichen Vorträge, die ich auf
der Universität 11m1 der Akademie der Künste zu halten habe
und in denen es mehr als sonst die Aufgabe ist, dem Ideen-
gehalt der geschichtlichen Entwickelung ein bestimmtes indi-
viduelles Gepräge zu geben, wurde ich auf die Beobamxchtung
eines gewissen Mangels gefühlt, der in dieser Beziehung allen
kunstgeschichtlichen Hauptwerken mehr oder weniger gemein-
sam ist. Ueber (lie Aufeinanderfolge der Style und Kunst-
weisen geben dieselben Auskunft, nicht minder über die Stel-
lung, die der einzelne Künstler in jener Aufeinanderfolge ein-
genommen und über den Entwickelungsgang, den seine Kunst-
Weise durchlaufen bat; über die eigentliche Persünlichkeit,
den Charakter, die Anschauungsweise der Künstler, über de-
ren Stellung im wirklichen Leben, über (lie Art endlich, wie sie
innerlich an der Bildung und an den geistigen Bewegungen ihrer
Zeit Theil nahmen, fehlte in rlen meisten Fällen jeder Auf-
sehluss. Ich suchte Hülfe und Auskunft in den Briefen der
Künstler, von denen melmere grosse Sammlungen vorhanäen
sind, fand dieselbe und fand zugleich, dass in ihnen über-