ZU
würde. Ich Iiebte Dich also, weil Du meiner lNleinung mach
durch Deine Tugend und durch Deine Sitten gewiss ver-
dientest, von mir wie von allen andern geliebt zu vrerden.
Nun aber, (la. ich vernehme, wie gross Deill W0h1wo11en
gegen mich sei und erfahre, Wie gross Dein Bestreben uncl
Deine stete Serge sei, mich auf alle Weise flurch Lob nnd
durch Empfehlung bei Allen bekannt und beliebt zu machen,
und da ich Dich überdies beschäftigt sehe, meine Schriften und
wissenschaftliche Bestrebungen kennen zu lernen, so dass
selten eine Stunde vergeht, in der Du nicht irgend eine
Schrift oder einen Ausspruch von mir lesest oder dem Ge-
dächtnisse einprägest, vermag ich (la Dich njcht über allen
andern zu lieben, inclem ich mich von Dir, der Du ohne (lies
schon so sehr verdienst geliebt zu werden, nun selbst so
sehr geliebt weiss?
Aber ich zweifle nicht, dass sich von Tag zu Tag Ge-
legenheiten clarbieten werden, bei denen wir uns unterein-
ander werden zeigen kännen, welches Aunsere Gemüthsstim-
mung und gegenseitige Zuneigung sei. Und W werden Wett-
eifern einer den andern in liebreicher Gesinnung und jeder
Art ehrenvoller und freundlicher Dienstleistung zu übertreifen.
Und da ich Dich nun schon so sehr um meine Schriften
benlüht weiss, so gefiel es mir, Dir dieses mein Werkchen
zu übersenclen, auf dem Lande') zwischen Wäldern und in
einer Musse geschrieben, der ich mich um diese Zeit aus gu-
ten Gründen hingegeben habe. Und ich glaube, dass es Dich
nicht verdriessen wird, es mehr als einmal w-ieder zu lesen,
denn Du wirst sehen, rlass der Gegenstand anmuthig und
scherzhaft, und nicht ohne Nutzen ist, um sich im Leben da-
nach zu richten, und er wircl Dir aueh, glaube ich, nicht ganz
ohne Maass und würdjge Reife behandelt erscheinen. Du
wirst lachen und mich lieben uncl von mir in Zukunft ähn-
liche, doch bessere Früchte unserer besten Freundschaft er-
warten.
1) In Villa.