466
hier nicht näthig, auf die in den Briefen enthaltenen Einzel-
heiten ausführlicher einzxlgehen. Die Ansichten Ammanatfs
über die Kunst und deren Pücge in den Akademieen sind
so einfach, klar und einleuclntexld vorgetragen, dass sie einer
weiteren Erläuterung nicht bedürfen. Was die in den Brie-
fen erwähnten Kunstwerke Ammanati's betrifft, so dürfen die-
selben zum Theil als bekannt vorausgesetzt werden, zum
Theil giebt Vasari im Leben des Jac. Sansowrino, dessen
Schüler er war, (VI. 112) und ausführlicher Baldioneci dar-
iiber Auskunft (Notizie de' Professori del disegno VI. 1-132).
Nur iiber die allgemeinere und weitgreifende Bedeutsamkeit
der Briefe wollen wir hier die Bemerkung hinzufügen, dass
die darin ausgesprochenen Gesinnungen eben se viel Aeusse-
rungen_ jenes grossen und gewaltigen Umschwunges sind, wel-
cher gegen Ende des XVI. Jahrhunderts in Folge der Re-
formation izuch die ganze katholische Welt ergrifen hatte.
Die Zeiten jener glänzenden und heiteren Bildung unter Ju-
lius II. und Leo X. waren vorüber. Damals und sehon frü-
her hutte eine gewisse Ausgleichung zwischen der christlichen
Weltanschauung einerseits und der antiken, heidnischen an-
dererseits stattgefunden. Wir haben schon in der Einleitung
auf den klassischen Anstrich des ganzen damaligen Lebens
hingewiesen. In der Kunst stellte sich die vollständige Ver-
schmelzung jener beiden Welten dar. Es waren die Zeiten,
in denen man nach nichts anderem strebte, als nach der voll-
endeten, durch ethischen Gehalt geadelten Schänheit der For-
men, gleichviel, ob ihr Inhalt christlich oder heidnisch war.
Daher jene heitere Naivetät, die allen Werken dieser Periode
innewohnt. Jener Umschwung religiäser Anschauungen und
Empündungen nun, der gegen das Ende des XVI. Jahrhun-
derts in den Gemüthern der Menschen stattfand und den
Ranke so schän geschildert hat, musste auch die Kunst er-
greifen. Auch hier musste mit den Elementen der klassischen
Weltanschauung gebrochen werden. Dies kann sich nun so
zeigen, dass Künstler mit neuen Richtungen und Bestrebun-
gen auftreten, wie z. B. an den Caracefs u. A. zu sehen ist.
Oder aber es kann die Veränclerung der Ansichten sich auch
an solchen bekunden, die ursprünglich ganz der ,,m0dern-an_
tiken" Kunstanschauung angehürt haben. Ein solcher ist Am-
Illänati, 41955611 Gebllrt noch in die Zeit Julius II., dessen
Jugend in die Le0's X. fällt und dessen Werke alle von jenem
Geiäte, de? damals auäemein (lie Kunst beherrschte, erfüllt