1 DU.
BARTOLOMEO
AMMANATI
an
den
Grossherzog
FERDINAND.
[Florenz,
gegen
Gnädigster Grossherzog! Ich habe alle Zeit und alle
Mühe meiner Jugend im Dienste des Er]. Hauses Ew. Hoheit
verwendet, und nun, da ich schon den 80 Jahren nahe und
von jenem Rufe nicht 1nehr weit entfernt bin, mit dem Gott
Alle zu sich ruft, fühle ich mich von meinem Gewissen ge-
drungen, Ew. Hoheit etwas mitzutheilen, von dem ich hoffe,
dass es mit Leiehtigkeit zu erlangen sein werde. Es ist in
unserem Jahrhundert der Missbrauch entstanden, in der Skulp-
tur undvMalerei, wie man überall sehen kann, nackte Figuren
zu malen oder zu meisseln und auf diese Weise unter der
Farbe lmd dem Aushängeschilde der Kunst die Erinnerung
schmutziger Dinge lebendig zu erhalterg, oder eine stille Ver-
ehrung jener Gätzen zu erwecken, zu deren Vernichtung die
Märtyrer und die anderen heiligen Freunde Grottes ihr Leben
und ihr Blut freudig zum Opfer brachten.
Da ich nun selbst auf das Tiefste bekümmert bin, in
meine1n Leben der Urheber solcher Statuen gewesen zu sein,
und kein Mittel sehe, Wie man dieselben ans dem Anblick
der Mange zu entfernen vermüchte, so habe ich schon vor
einigen Jahren an die Männer meines Berufes einen Brief
geschrieben, der auch gedruckt worden ist, auf dass dieser
Staat Ew. Hoheit unter den andern Lasten, zu denen wir ge-
neigt sind, nicht durch den Zorn G-ottes heimgesucht werde.
Da ich nun aber in diesem meinem 11011611 Alter die Wichtig-
keit dieser Sache empfinden muss, und mit der Zahl der Jahre
den lebhaften Wunsch der wahren Grüsse und Glückseligkeit
von Ew. Hoheit zunelnnen fühle, so will ich dieselbe, ehe ich
sterbe, nm der Ehre Grottes willen, anüehen, weder in der