Volltext: Künstler-Briefe ([Bd. 1])

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vor, dass solche "Wevke Zeugniss gegen dans Lcben rlesjexligen 
ablegen, der aie gemacht hat. 
Ich gestehe also, was mich anbelangt, darin die unend- 
liche Majestät Grottes sehr beleidigt zu haben, obgleich mich 
nicht (lie Absicht, sie zu beleidigen, flazu bewegt hat. 
Aus cliesem letzteren Gfrunrle aber will ich mich nicht 
entschuldigen, indem ich selle, dass eine üble Wirkung dar- 
aus entsprungen ist, ganz abgesehen davon, dass ich weiss, 
dass dic Unwissenheit, die Gewvohnhojt 11m1 andere Dinge 
mich in keinel- Weise zu entschuldigen vermügen. Denn der 
Mensch muss wissen, was er thut, uncl welcher Erfolg am 
Ende aus diesem seinem Thun and Handeln hervorgehen 
ka-nn oder muss. Deshalb also, 1neine theuren akzmdcmischen 
Brüder, müge Euch diese Blahnung genehn1 sein, die ich mit 
der ganzen Liebe meincs Gemüthes zu Euch ausgesprochen 
habe, niemals ein WVerk zu machen, das in irgend einer Be- 
ziehung unehrbar oder lüstern sei, ich meine ganz nackte Fi- 
gureu, noch irgend ctwas anderes, dass einen Mann oder 
ein Weib, von welchem Alter sie auch seien, zu büsen 
Gedanläen anreizen küxme; rlenn unsere verderbto Natur ist 
schon von selbst nur allzu geneigt zu solcher Erregung, ohne 
äass etwas anderes sie dazu auffordert. Daher ich auch denn 
rathe, hütet Euch mit aller Mühe davor, damit lhr in Emem 
verständigon und reifen Alter Euch nicht, wie ich jetzt 
thue, zu schämcn habt, noch zu beklagexl, dass Ihr so ge- 
handelt and vor allen Dingen Gott verlotzt habt,  weiss doch 
Niemand bestimmt, ob er Zeit haben wird, um Vergebung zu 
bitten, noch ob es uns gelingen wirrl, uns in der Ewigkeit zu 
rechtfertigen, wegen des einnlal gegebenen sc-hlechten Beispiels, 
das fortlebt 11m1 zu unserer Schande und Verzmchtung nur all- 
zulange fortleben wircl, desscn Fortleben wir auch mit 3010116111 
Eifüf unfl mit so grossem Fleiss angestrebt haben! 
Uncl ich weiss sehr wohl, dass Viele von Euch wissen, 
dass es eine, nicht geringere Schwierigkeit, noch eine gerin- 
gare Kunst sei, ein schänes Gewand um eine Statue zu ma-
	        
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