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woBÄl hüten, in den Irrthum und Fehler zu fhllen, in welchem
ich bei den Arbeiten gestärt bin, indem ich viele meiner Fi-
garen ganz nackt uncl entblüsst gemacht habe, wyobei ich viel-
mehr den Gebrauch, oder vielmehr Missbrauch als den
Gründen derer Folge leistete, 'die vor mir auf dieselbe
Weise die ihrigen gemacht haben, und die clabei auch nicht
bedaehten, dass es eine v-iel grüssere Ehre sei, sich als einelz
ehrbaren und gesitteten Menschen zu erweisen, denn als einen
eitelen und lasciven, wenn man aueh noch so gut und aus-
gezeichnet arbeitet.
Da ich nun diesen meinen in der That nicht gerhlgen
Fehler und Irrthum in keiner anderen Weise verbessern und
Wieder gut machen kann, äenn ich kann unmüglich meine
Figuren über (lie Seite bringen, noch einem Jeden, der sie
sieht oder sehen wird, sagen, (lass es mir sehr laid thut, sie
so genmcht zu haben, so Will ich es äüentlich schreiben,
bekennerx, und so viel ich vermag, einem Jeden kund thun,
wie sehr ich Unrecht gethan habe und wie sehr ich es be-
dauere und bereue, 11m1 zwar besonders zu dem Ende, da-
mit die Anderen gewarnt seien, nicht aueh in iliesen schäcl-
lichen und verderblichen Fehler zu fallexl. Denn ehe man
dans üfentliche ÄLcben und noch mehr unseren gesegneten
Gott durch ein schlechtes Beispiel, das man irgend wem giebt,
gefährdet, sollte man sich lieber den Tod des Kürpers und
des Rufeas zugleich Wünschen.
Denn ist ein sehr grosser und ernster Fehler, nackte
Statuen, Faune, Satyre und ähnliche zu machen, indem man
diejenigen Theile entblüsst, die man nur mit Schaam sehen
kann, uncl welche Vernunft und Kunst uns zu verhüllen ge-
bieten. Denn wenn auch kein anderes Uebel und kein an-
derer Vortheil daraus hervorgehen würde, der entsteht ge-
wiss daraus, dass der unehrbare Sinn, und der gierige Wunsch
zu gefallen, Welcller den Urheber des Werkes belebte, sicll
auch der Anderen bemächtigt. Daraus geht dann ferner her-