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Mange] an Kunstfertigkeit nicht etwa verdorben oder 5er-
sbünnnelt werdexl. Und ebenso, wie man eine Figur anord-
nen und wohlthuend abrunden nüisse, so dass sie nicht ais
vielen Stücken erseheine, und schlecht eingetheilt, wie es de-
nen nur zu oft zu ergehen pflegt, die sich nieht der Lei-
tung und N achhülfe eines gewissenhaften Meisters zu erfreuen
haben. Dies zu wissen aber würde den Jüxlglingen viel
Nutzen bringen. Denn es geniigt nicht, schiine und gut ge-
arbeitete Figuren zu sehen, sondern man muss auch die
Kunst kennen, wie, und die Gründe, Weshalb sie so ge-
macht sind.
Genügt nämlich das Erstere, so würde der so ausge-
zeichnet schüne Moses des Michel Angelo Buonarroti mit des-
sen dazu gehiirigen Figuren und in Florenz die Sakristei von
S. Lorenzo Allen ohne alles Weitere als Lehre und Unter-
richt dienen kännen.
Das allerdings ist wahr, dass man in einer lzmgen Zeit
auf jede Weise zum Zielc gelangen kann; aber es war ge-
rade meine Absicht, diese zu verringern und so kurz als
irgend mäglich zu machen, wegen der wirklich vorhandenexx
Kostspieligkeit, denn zwischen der Lehrzeit und der, wo man
mit Bequendichkeit arbeiten kann, wird der Mensch a.1t und
mit den Kräfien lässt ihn das Licht des Anges und mitun-
ter auch das des Geistes im Stiche. Diese Sitte nun aber
über die vorerwähnten Gegenstände zu lesen oder zu dis-
kuriren, wie auch über noch vieles andere, das sich zum
Nutzen und Heil der Jünglinge sagen lassen künnte, ist bis
jetzt noch nicht eingeführt worden. Welches der Grund da-
von sei, Weiss ich nicht.
Das Wenige nun also, Was ich anderenfalles gewünscht
haben würde, mit lauter Stimme bloss übel- einen Punkt zu
sagen, will ich jetzt, um mein Gewissen zu erleichtern, allen
denen sagen, die diesen meinen Brief des Lesens würdigen-
Und zwar ist es folgendes: Sie mägen gewarut sein unä
sich um der Liebe GOHZQ-S und ihres eigenen Heiles willen