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sowohl 11111 (leu Misshelligkeiten vorzubeugen, (lie mit der Zeit
aus sothaner Veranlassung irgenrl eine traurige Wirkung 1181--
beiführen künnten, als auch nm Allen gereeht zu werden und
um eincn dauerhaften und bleibenden Entschluss fassen zu
kännen, in wie Weit man in der Zukunft zur Zierde und
WVohlthat des Unternehmens fortzuflzhrel1 habe" etc. etc.
Dies aber, fährt der Cardinal fort, latinne nirgends besser
als in Rom geschehcn, wo die schünsten Gebäude und dia
unterrichtetsten Kenner seiun, nnd so bäite er seine Kollegen
bei der Bauverwaltung, den Architekten Terribilia und
clen Schneider Oarlo nach Rom zu schie-ken; beiäe sollten
ihre Gründe und G-egengründe mitbringen und über diese von
Sachverständigen in ihrer Gegenwart verhandelt werden.
Terribilia solle auch das schrift1icheVotun1 clerHerren (Gen-
tiluolnini) nütbringen, die die Ansicht des Meister Carlo thei-
len. S0 Würde man ohne viel Streit zu Ende gelangen und
dem Volke zeigen, dass man wünsche, richtig und
zu allgemeiner Genugthung zu verfahren, so viel
man vermüge.
Mügen nun die Gründe des Meister Oarlo und seiner
Anhänger, die auf einer vielleicht etwas unklaren Vorliebe
für die gothische Baukunst beruhten, gewesen sein, Wie sie
wollen (Terribilia nennt sie in seine-r Rechtfertigungsschrift
vom Jahre 1589, bei Graye HI. 490 ,,eite1 Gerede" und
auch Gaye selbst findet sic in manchen Punkten ,,absurd"),
so bleibt clic lebcndige Theilnahme (les Volke-s selbst an den
künstlerischen Unternehmungen und die Art, wie dieselbe be-
rücksichtigt wird, jedenfälls eine ungemein erfreuliche Er-
scheinung, die mit der hohen Kunstblüthe der damaligen Zeit
im engsten Zusalnlnenhange steht.
Als Ergänzung zu dem obigen Briefe Palladids musa
noch hinzugefügt werden, dass (lie in demselben versproche-
nen und am 18. Oktobel" 1572 an den Grafen Gio. Pepoli
abgesendeten Zeichnungen (Gaye HI. 331) in Bologna heftigen
XVir1e1'sprucl1 von Seiten ciniger Architekten fänden, welche
die gothische Bauweise verthcidigten und namentlich auch
(wie Pellegrino) die von Palladio versuchte Vermischung der-
selben mit der Antike tadelten. In der darüber geführten
Korrespondenz des Grafen Pepoli und Palladids, der seine
Entwürfe vertheidigt, wurde man endlich von beiden Seiten
etwas heftig, so dass man von Bologna ans das Granze eine
zsf