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rathungen durch diesen Beschluss noch keinesweges zu Enäe
gebracht. Noch am 21. Sept. 1582 schreibt der Architekt
des Mailänder Domes Pellegrino dcäPellegrini an den Grafen
Pepolih: er habe viele Zeichnungen zu S. Petronio gesehen
uncl geprüft. Man folge bald dem gothischen (barbarischen),
bald dcm antiken Style, bald beiclerl zugleich. E1" sei für die
Antike, denn da. der Tempel ein Haus Grottes sei, müsse er
so Schün als müglich gebaut werden. Uebxigens hat er doch
viel Sinn für die Gothik. Wolle man, sagt er, nicht vom
Deutschen abweichen, so müge man auch so viel als mäglich
dessen Vorschriften beobachten, die übrigens viel ver-
stiindiger seien, als andere glauben, und nicht_ einen Styl
mit dom andern verbinden, wie andere thäten. (Gaye
Oaft. 111. 446).
Nicht mindere Aufmerksaznkeit verdient es, dass in
(ler Masse (les Volkes eine grosse Vorliebe für die gothische
Bauweise bestanderl zu haben scheint. Das allgemeine Ur-
theil aber wurde bei künstlerischen Unternehmungen damals
in umfassendev Weise in Betracht gezogen. Für beides bietet
den Beleg folgendex" Brief des Cardinal Montalto dar, welcher
ans Rom vom 17. Juni 1588 an die ,,Herren von der Re-
gierung zu Bologna" in Angelegenheiten des Baues von S.
Petronio gerichtet ist.
,,1V.[eine verehrten und erlauchten Herren!" heisst es da-
selbst, ,,obschon ich von verschiedenen Seiten von der geringen
Befriedigung unterrichtet worden bin, wevelche das ganze Volk
mit der begonnenen Wälbung von S. Petronio bezeigt, und ob-
schon mir von verschiedenen Personen darüber geschrieben wor-
den ist, so glaubte ich dennoch nicht, rliesen meine Aufmerksam-
keit schenken zu dürfen, ehe ich von Ihnen nicht etwas Si-
cheres vernähnxe, wie sich die Angelegenheit verhielte. Jetzt
aber, (la ich erfzuhren, dass Meister Carlo Cremona, ein
Schneider, mit einigen seiner Dreieckszeichnungen nicht
blos die Künstler überzeugt hat, dass besagte Wälbung über-
mässig niedrig 11m1 hässlich sei, sondern auch viele der vor-
züglichsten Edelleute der Stadt zu seiner Ansicht herüberge-
zogen bat, (lie durch ihre Autorität jener Meinung eine ausser-
ordentliche Wärme geben, so ziemt es mir, da ich Vorsitzen-
der des Baues and von S. Heiligkeit unserm Herrn mit diesem
Amte beauftragt bin, äafür zu sorgen, dass, ehe man weiter
ibrtfzfilnrt, (lie Waln-heit des Faktunls sehr g-enau geprüft werde,