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ben, als ich es jetzt bin, indem ich Eueh dies sehreibe, ging
ieh den güttlichen Michel Angelo aufzusuchen, der mir, weil
er in diesen beiden Künsten sehr erfalmren ist, seine Meinung
Segen sollte. Er antwortete mir scharf lächelnd: ,,die Skulp-
tur und lNialerei haben einen und denselben Zweck, und der
wird von der einen sowohl, als von der andern sehr schwer
erreicht!" Und mehr konnte ich nicht aus ihm heraus locken.
Nun habt Ihr mich aber in diese Dummheit gebracht,
denn ich hin dieser Dinge ganz 10s und ledig; und wenn
ich nicht Gefahr liefe, durch das Unterlassen in Eure Miss-
gunst zu fallen, die mir noch schreeklicher wäre, als von
Eueh für dumm gehalten zu WIVGIÜGH, so schwäre ich Eueh
zu, hätte ich Euch ein leeres Blatt gesehickt, damit Ihr als
geläuterter und mit Kenntnissen erfüllter Geist und in jeg-
lichen Dingen güttlich, Euer Urtheil über diese Sache darauf
sehreiben solltet, wie Ihr denn doch ein besserer Richter in
dieser Sache seid, als ich und alle unsere andern Künstler.
Nun wohlan denn, de ich Euch denn doch zmn Lachen brin-
gen S011, so will ich Euch dies hier als Beispiel anführen,
wie ich, der ich in dieser Kunst thätig bin, darüber denke.
Derjenige Künstler oder in weleher Wissenschaft es sonst
sei Tüchtige, der sich am vollkommensten der Natur nähert,
muss, wie leicht einzusehen ist, der ersten Ursache näher
stehen und aueh diejexügen, die der Natur von Nutzen sind,
indem sie sic in jederlei Studium und Kermtniss erhalten,
sowohl in der des Geistes, als auch der Hände'). Und diese nen-
nen wir die vollkommneren, wie die Architektul- es 111611? als
die Skulptur und Malerei ist, indem wir sie, zmn Nutzen uhd
zur Zierde der Natur deren Zwecke ergriinde11 sehen. Aber
von der Skulptur verspreche ich Euch nicht reden zu wel-
len, indem sich darum ein Streit entspinnen würde, der so
lange, als der zwischen den grauen und schwarzen München
1) E qucgli chc giovano a cssa natura ne] conservarla in
studio o scicnza, cosb intcllcttualc, come manuale.
ogni