Volltext: Künstler-Briefe ([Bd. 1])

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ich mieh schou für halb gestorben, 11m1 dachte sehon an 
nichts anderes mehr, als meinen Geist deznjenigen, der ihn 
mir verliehen, zurückzugeben. 
Als nun die Freunde mich trüsteten und mir den Vor- 
schlag machten, mich in Tragkürben mit meinem Batista 
nach Arezzo bringen zu lassen, (la schüpfte ich bei dem Klange 
dieser Worte wieder neuen Athem und nun wurde uns Alles 
so bereitet, dass wir uns ohne alle Gefahr und mit Bequem- 
lichkeit zu meiner Familie in Arezzo begeben konnten, in- 
äem ich sehr auf die PHege und Liebe meiner Mutter 
vertraute. 
Und obschon ich in Folge der Unwissenheit des Arztes, 
der mein Uebel nicht erkannte, nach meiner Ankunft in 
Arezzo zweimal Rückfall erlitt und so schwach und übel zu- 
gerichtet war, dass mir nur noch ein so kleiner Rest von 
Leben geblieben war, äass ihm der geringste Zufall hätte 
ein Enäe machen kännen; so dachte ich (loch oft an Ew. 
HerrL, bei deren Anwesenheit in Rom ich niemals von dort 
weggegangen wäre und selbst, wenn ich gestorben wäre, so 
hätte mich der Gedanke geträstet, dass unter dam Schatten 
des Cardinales, auch wenn ich nicht zu der Vollendung und 
dem letzten Ziel in meiner Kunst gelangte, auch zv. sterben 
ruhnuvoll für mich gewesen wäre, unrl dass ich so unter ihm 
selbst im Toäe jene Ehre erlangt hätte, (lie ich, am Leben 
geblieben, mir durch meine Arbeit erworben haben wiirde. 
Sehr wohl bat mir (lie Sorgsamkeit meiner Mutter ge- 
than, (lie, seit Kurzem ihres Mannes beraubt, sich nun nicht 
bloss auf den Tod des Sohnes vorbereitete, sondern auch dar- 
auf, dass ihre ganze Familie erläschen würde, indem sie dann 
mit drei kleinen Mädchen und einen Knaben von drei Jah- 
ren zurückgeblieben wäre, ohne Hoffnung auf irgend eine 
Unterstützung für sich und mit der gewissen Aussicht, sich 
ihr ganzes Leben lang ununterbrochen abquälen zu müssen. 
Aus Liebe zu ihr beklagte ich es, sterben zu müssen, denn 
ich sah voraus, äass das, was ihr zum Leben blieb, nichtä
	        
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