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gehe, ihm Alterthümer oder Bilder zeichne, und sie ihm gleich-
sam als Naehtisch zur Tafel bringe, gleichviel, ob es früh oder
spät ist. Meine Beschützer sind Monsignor Jovio, Monsignor
Claudio Tolomei und Cesano, die, eclel und tugendhaft, wie
sie sind, mich begünstigen, lieben und wie einen Sohn
belehren.
Ich habe Euch das Ganze geschrieben, auf dass Ihr gu-
ten Muthes seid, dass ich, ausser, dass ich meiner Familie
Nutzen bringen muse, doch niemals vergessen werde, in Eu-
rem Hause erzogen zu sein und Euch die Ehre zu machen,
wie es meine Schuldigkeit ist und Ihr es verdient; und ich
versichere Euch, dass ieh Eurer nie und nimmermehr ver-
gessen werde. OIu-istus erhalte Euch in guter Gesundheit!
Der bei Bottari III. 1. abgedrlwkte Brief trägt dort dia
Jahreszahl1540. Es geht aber aus dem Inhalte zur Genüge
hervor, dass derselbe viel früher geschüeben, ja sogar wahr-
scheinlich als der früheste unter den bekannten Briefen Va-
sarfs zu betrachten ist. Wir sehen nämlich Vasari noch mit
jenem Bilde der Venus beschäftigt, das er als sein "erstes
Werk" für den Cardinal Ippolito de' Medici arbeitete, nach-
dem ihn derselbe aus Arezzo mit nach Rom genommen batte.
Er erwähnt desselben in ähnlicher Weise in seiner Lebens-
beschreibung S. 233. Auch von dem darauf erfolgten Auf-
trage eine "Schlacht der Satyrn" zu malen, giebt er Nach-
richt, sowie auch, dass die Arbeit, kurz nach ihrem Beginn
clurch die Abreise des Cardinals nach Ungarn unterbrochen
worden sei. Diese fand aber im Jahre 1532 statt und lässt
sich danach das obige Datum genügend rechtfertigen. Ueber
den Cardinal Hippolyt vergleiche die Erläuterungen zu dem
Briefe Tizian's an M. Vendramo (Nr. 88). Hier ist nur noch
in Bezug auf diesen und die nachfolgenrlen Briefe zu erwäh-
nen, dass, nachdem Alessandro de" Medici zur Herrschaft von
Florenz gelangt War, sich des Oardinals, der dazu sowohl
seiner Fähigkeiten, als auch seiner Geburt wegen, viel eher
berufen gewesen wäre, der heftigste Groll bemächtigte. Um
111111 diesem eine anderc Richtung zu geben und den kriege-
rischen Neigungen Ippolitds freien Spielraum zu gewähren,