Volltext: Künstler-Briefe ([Bd. 1])

Verkehr mit den Spitzen und Vertretern dieser allgemeinen 
Zeitbildung, der dem Künstler nothwendig war, und zu wel- 
chem beide Seiten durch die Ueberzeugung getrieben wur- 
den, dass ihre, der Wissenschaft und der Kunst Aufgabe 
ange verwandt, ja im Grunde eine und dieselbe sei. Und in 
der That, dem auflnerksamen Beobachter- wird jene Ueberein- 
stimmung zwischen der allgemeinen Bildung und der Kunstübung 
jener Zeit nicht entgehen künnen. Man bedenke nur, von 
wie ausgedehnter- Wiehtigkeit für jene Periode die Wieder- 
erweckung des ldassisehen Alterthrunes war. Zu Llieser hat- 
ten nicht etwa zufällige Umständo, wie die Eroberung Ken- 
stantinopels und die Vertreibung der griechischen Gelehrten 
allein die Veranlassung gegeben. Der eigentliehe Grund lag 
tiefer in dem Bewusstsein der Zeiten selbst, und es war viel- 
mehr eine weltgeschichtliehe Nothwendigkeit, dass durch die 
Bildung des klassisehen Alterthumes zu der Bildung der neue- 
ren Zeit hindurehgegangen werden musste. Daher denn auch 
die Macht antiker Ideen inmitten einer ehristlichen Welt and 
an dem Sitze des Hauptes der Christenheit selbst. Daher 
der antike Anstrich selbst des ädentliehen Lebens, wie er 
sich in jenen Festzügen bekundete, bei denen ein Lorenzo 
de' Mediei im Chore junger Mädchen einherschreiten konnte, 
oder wie er sich in jenem poätischen Wettkampfe ausspraeh, 
den Pietro de, Medici ganz in der Weise grieehischer Agonen in 
Florenz veranstaltete. An dieser Bildung nun und an der 
Arbeit, dieselhe zu erringem-nahmen die Künstler Theil, wie 
die Gelehrten, und daher stellt "sich diese ganze Entwicke- 
lungsperiode des nmenschlichen Geistes eben in der Kunst- 
übmlng, und man kann sagen, an den Personen bestimmter 
Künstler jener Zeit so vollständig klar und anschaulich dar. 
ES mag hier nur an Leon Batiste. Alberti erinnert werden, 
der uns, wenn wir die nachfolgenden Mittheilungen über ihn
	        
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