Volltext: Künstler-Briefe ([Bd. 1])

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Dagegen fehlt es nun von der anderen Seite, d. h. von 
der der Malerei, nicht an Antworten auf alle die von Seiten 
der Skulptur angeführten Gründe; ja, im Gegentheil, glauben 
diejenigen, die die Malerei begünstigen, viel mehr Gründe 
für dieselbe zu haben; so behaupten sie in Erwiderung zu- 
nächst des ersten Punktes, wonach die Skulptur dauernder 
sein soll, weil aus besserem Material bestehend, dass dies 
ja. gar nicht der Kunst als solcher zugeschrieben werden 
dürfe, indem es gar nicht in dem Vermügen der Kunst liege, 
Marmor, Porphyr orler andere Steinarten hervorzubringen, 
sondern in dem der Natur. Davon sei überhaupt der Werth 
der Kunst gar nicht abhängig, ob deren Material Thon oder 
Wachs, Stein oder Holz oder sonst eine noch Weniger dauer- 
hafte Masse sei, indem die Kunst, wie Jeder weiss, sich ja 
nur auf der Oberfläche oEenbare. 
Dem zweiten Grunde aber wird folgende Antwort ent- 
gegengestellt. Wenn die Bildhauer nämlich die so allgemein 
anerkannte Schwierigkeit anführen, dass man in ihrer Kunst 
niehts zusetzen, sondern nur hinwe-gnehmen kann und dass es 
sehr mühsam sei, dieselbe zu üben, wegen der Härte des zu 
bearbeitenden Stoifes, so erwidert man darauf, dass, wenn 
jene etwa (lie kürperliche Anstrengung in BetreH des Meis- 
selns meinen, dies die Kunst nicht edler mache, sondern ihr 
im Gegentheil viel eher an Würäe raube. Denn je mehr 
die Künste mit Anstrengung des Kürpers und der Arme 
bgeübt werden, um so mehr nähern sie sich der mecha- 
nischen Arbeit und werden in Folge dessen weniger edel. 
Wäre dem Ünämlich nicht so, so würde man tausend 
Künste als schün zu rühmen haben, die im Gegentheil für 
niedrig erachtet werden. Wie z. B. die der Steinmetzen, die 
"in den Steinbrüchen arbeiten, oder die Steine zum Strassen- 
pflaster behauen, oder derer, die mit der Hacke arbeiten, 
oder Kleidex- ausklopfen, oder der Hnfschmiede une]. ähnlichex- 
Lente. 
NVonn jene aber (lie Anstrengungen des Geistes meinen,
	        
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