Volltext: Künstler-Briefe ([Bd. 1])

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zu denen allen eine grosse Uebung gehürt, ausser der 
kürperlichen Anstrexxgung , (lie nicht geringe ist. Diese 
aber erhält dan Menschen gesündel- und verbessert seine 
Komplexion; in Bezug worauf der Maler sich in der entge- 
gengesetzten Lage befindet, indem die Anstrengungen seiner 
Kunst den Kürper übel disponiren, so dass eher Ueberdruss 
des Geistes, als Zunahme des Lebens stattündet. Denn in 
allzugrosser Kühnheit ist er bemüht, alle Dinge, die die Na- 
tur geschaffen, mit Farben so naehzuahmen, so dass sie wirk- 
lich zu sein scheinen; ja dieselben noch zu verbessern, nm 
seine Werke reich uncl vol] verschiedener Dinge zu machen, 
indem er, wo es sich triift, alle Arten von Glanz darstellt, 
Nachtscenen mit Feuer und anderen ähnlichen Beleuchtungen, 
Licht und Wolken, Landschaften in der Ferne uncl Nähe, 
Gebaülichkeiten mit allen (len verschiedenen Beobachtungen 
cler-Perspektive, Thiere von allen Arten 11m1 Farben und tau- 
send andere Dinge. Denn es ist mäglich, dass auf einem Bilde, 
das Du malst, Dinge vorkommen, die die Natlu- niemals gemacht 
hat, ausserdem dass, wie ich schon gesagt habe, sie verbessert 
werden und man ihnen durch die Kunst mehr Anmuth giebt, 
so wie auch sie zu einander passt und zusammenstellt, wie 
sie am besten stehen. 
Dazu 
kommen 
denn 
wiederum 
die 
verschiedenen 
Arten 
zu arbeiten, in Oel und Fresco, in Tempera und Leimfarben, 
wobei man innner eine grosse Praxis haben muss, um mit 
den Farben umzugehen und ihre Wirkungen zu kennen, 
wenn sie auf so mannigfache Weise gemischt sind, als 
(la. sind Hell and Dunkel, Licht und Schatten, Reiiexe 
und unzählige andere dazu gehürige Dingo. Was ieh 
aber sagte, dass nämlich der Maler so kühn sei, ergiebt 
sich ans dessen Bestreben, (lie Natur selbst zu über- 
treifen, indem er einer Figur Geist einhauchen und sie 
lebendig erscheinen lassen will, trotzdem dass er sie blos auf 
einer Fläche darstellt. Er sollte doch wenigstens dabei beden-
	        
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