362
zu denen allen eine grosse Uebung gehürt, ausser der
kürperlichen Anstrexxgung , (lie nicht geringe ist. Diese
aber erhält dan Menschen gesündel- und verbessert seine
Komplexion; in Bezug worauf der Maler sich in der entge-
gengesetzten Lage befindet, indem die Anstrengungen seiner
Kunst den Kürper übel disponiren, so dass eher Ueberdruss
des Geistes, als Zunahme des Lebens stattündet. Denn in
allzugrosser Kühnheit ist er bemüht, alle Dinge, die die Na-
tur geschaffen, mit Farben so naehzuahmen, so dass sie wirk-
lich zu sein scheinen; ja dieselben noch zu verbessern, nm
seine Werke reich uncl vol] verschiedener Dinge zu machen,
indem er, wo es sich triift, alle Arten von Glanz darstellt,
Nachtscenen mit Feuer und anderen ähnlichen Beleuchtungen,
Licht und Wolken, Landschaften in der Ferne uncl Nähe,
Gebaülichkeiten mit allen (len verschiedenen Beobachtungen
cler-Perspektive, Thiere von allen Arten 11m1 Farben und tau-
send andere Dinge. Denn es ist mäglich, dass auf einem Bilde,
das Du malst, Dinge vorkommen, die die Natlu- niemals gemacht
hat, ausserdem dass, wie ich schon gesagt habe, sie verbessert
werden und man ihnen durch die Kunst mehr Anmuth giebt,
so wie auch sie zu einander passt und zusammenstellt, wie
sie am besten stehen.
Dazu
kommen
denn
wiederum
die
verschiedenen
Arten
zu arbeiten, in Oel und Fresco, in Tempera und Leimfarben,
wobei man innner eine grosse Praxis haben muss, um mit
den Farben umzugehen und ihre Wirkungen zu kennen,
wenn sie auf so mannigfache Weise gemischt sind, als
(la. sind Hell and Dunkel, Licht und Schatten, Reiiexe
und unzählige andere dazu gehürige Dingo. Was ieh
aber sagte, dass nämlich der Maler so kühn sei, ergiebt
sich ans dessen Bestreben, (lie Natur selbst zu über-
treifen, indem er einer Figur Geist einhauchen und sie
lebendig erscheinen lassen will, trotzdem dass er sie blos auf
einer Fläche darstellt. Er sollte doch wenigstens dabei beden-