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oder Käpfe zeichnen liesse, so würde man immer in dem
Bildhauer mehr Wesenheit ünden, welche mehr aus dem Wirk-
lichen entspringt und dasselbe darstelltl). Und Ihr künnt den
Vergleich auch von der andern Seite machen; nehmt den
schlechtesten Bildhauer und eben solchen Maler, und lasst
sie beide die obengenannten gleichen Dinge machen; su Wer-
det Iln- darin immer dieselbe Wesenheit erkennen. S0 dass,
wenn ich Euch die Schwierigkeiten und die Grundsätze der
Skulptur schre-iben wollte, ich wie einer thun würde, der sie
trügerisch herausputzen ode-r verschünern will 2), denn sie giebt
sich von selhst zu erkennen, sowohl in ihrem Adel, als in
ihrer ewigen Dauer. Und wenn ich mich recht entsinne, S0
habe ich in Rom die Skulptur und die Malerei auf folgende
Weise dargestellt gesehen: die Skulptul- war golden and die
Malerei silbern, und die erste stand rechter Hand, die andere
dagegen linker Hand. Ich kännte dahel- wohl noch viel
schreiben, aber am Ende würden sie, abgesehen vom Reden,
auf dieselbe Form lünauskommena) und deshalb mache ich
ein Ende und empfehle mich Euch. Bleibt gesund!
Der bei BottariI. 27 gedruckte und in einem ziemlich
uncleutlichen Styl geschriebene Brief rührt von dem Bildhauer
Tribolo her, dessen eigentlichel- Name nach Baldinucci Nic-
colb de' Pericoli gewesen ist, und dessen Leben Vasari
ausführlich beschrieben hat (Deutsche Ausgabe IV. 54 HZ).
Ueber dis Veranlassung des Briefes s. oben S. 222.
1) Troverete semprc nello scultore piü sustanzia, chc nascc c
chbpera piü il vero.
2) Farei come fa chi la vuole o cinrmare o abbellirla
3) Dal dire in fuora, tornerebbono in equale forma l'una e Paltra.