Volltext: Künstler-Briefe ([Bd. 1])

329 
109. 
SEBASTIANO 
DEL 
PIOMBO 
3.11 
FRANCESCO 
Ensmm 
ROmI 
Juni 
1532. 
Mcin theuerster Messer Francesco! lch staune iiber die 
grosse Kunst in dem schünen Briefc, den Ihr mir zum 'l'rost 
darüber geschickt habt, class ich (las Klcid des Ordcns de] 
Piombo genommen habe. Indess hüre ich deshalb nicht auf 
Euer selbiger Sebastiano der Plombirer zu bleiben und mehr 
ais Eucr Brader, Wie ich es nur jemals gewesen bin. Wun- 
dert Euch nur nicht und bildct Euch nicht cin, dass dia 
Münchcrci mich me-ine Natur verändern lassen wird; denn da. 
wäret Ihr i1n grüssten Irrthume. Es ist daller auch nicht 
näthig, Euch mein Wesen mit Eiden 311161 Zeugnissen zu er- 
härten, lhr kennt IIliCh ja besser, als ich mich selbst kenne. 
Mich hat nun einmal die Natur auf diese WVeise gemacht etc. 
Ich habe auf sehr geschickte Manier und ohne Gewalt- 
samkeit die Gelder eingenommen, von denen ich Euch schrieb, 
und auf clieselbe Weise gedenke ich, flen Rest auch zube- 
kommen. Wenn ich jenen mit Gewalt zwingen wollte, würde 
ich nun und nimmermehr auch nur einen Quattrin erlangen. 
Und er hat mir versprochen, mich gänzlich und zwar baldigst 
zu bezahlen, und in der That denkt cr an nichts anderes, 
als für mich Geld einzunehmen. 
Ich bin sehr betrübt über clas grosse Uebel, das Ihr ge- 
habt habt, und über das, welches Ihr noch habt. Ich muses 
mich übrigens sehr über Euro Unweisheit wundern  über 
fünfundzwanzig Jahre in Rom in dieser gesunden Luft ge- 
wesen zu sein und dann nach dem verpesteten Sinigaglia zu 
gehen! Und noch mehr, dass Ihr nicht gleiclz wieder nach 
Rom zurückgekehrt seid, aber hütet Euch nur, dass Euch 
die Türken nicht aus Corinaldo verjagen!  Uncl erinnert Euch
	        
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