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im Besitz desselben befunden batte. Der Llnmittelbare V01'_
gänger Sebastiands war Fra, lNfIariarxo Fetti Vasari, Le-
ben des Fra Bartolomeo III. 1, 120), 11m1 als dieser starb,
,,da gedachte", wie Vasari im Leben des Sebastiano III.
2, 431 sagt, "Sebastiano der Versprechungen, Welche der
Bischof von Vasona, Iflausmeister Sr. Heiliglaeit, ihm gegeben
hatte, und bewarb sich um das erledigte Amt. Dieselbe
Stalle verlangte Giovanni von Udine; auch er war dom Pzxpst
in minoribus (d. h. so lange dersellae sic-h noch in einer ge-
ringeren Würdc befand) dienstbar gewesen und diente ihm
noch. CIGHIGHS aber gab auf die Bitten des Bischofs, und weil
Sebastiano durch seine Kunst dessen würdig war, (diesem) das
Amt. Mit ("lem Mänchskleide angethan, veränderte Sebastiano
alsbald scinen Sinn, denn da er ohne dan Pinsel zu rühren
seine Wünsche befriedigen konnte, genoss er Fier Ruhe und
erholte sich bei gemächliehem Einkonumen von mühevollom
Nächten und Tagen." Denen aber, die ihm seine Träg-
hait und Neigung zu einem bequemen und genussreichen
Leben vorwarfen, sagte er: ,,Da ich genug habe zu leben,
wül ich nichts arbeiten; heutigen Tages giebt 0s Lente, (lie
in zwei Monaten machen, wozu ich zweier Jaln-e bedurfte,
und lebe ich noch lange, S0 wird es nicht lange dauern, dass
ich bald alles mägliche gemalt sehen werde; und du die An-
äern so viel machen, ist es ein Glüek, dass es einen gicbt,
der nichts macht und ihnen das Mehrere zufällt." Vasari a.
a. O. S. 437. Ein Ausspruch, in welchem sich neben der B6,
schänigung seiner eigenen Unthätigkeit, unverkennbar ein
gewisses Missbehagen über die Hast und Eile ausspricht, die
sich allerdings schon gegen die Mitte des sechszehnten Jahr-
hunderts (Sebastiano starb im Jahre 1547) in der Malerei
sehr bemerkbar machten.
Ungemein bezeichnend ist unser Brief für die (Iamalige
Zeitstimmung in Betref der Religion und (les geistlichen Stan-
des; indem der Künstler, obschon et kürzlich selbst in diesen
letzteren eingetreten ist, sowohl üavon, als von dem Glauben
überhaupt mit grosser Geringschätzung spricht, unä sich we-
gen jenes Schrittes bei dem Aretino fürlnlich zu rechtfertigen
sucht. Bei diesem war denn auch eine solche Rechtfertigung
sehr wohl angebracht, wie aus einem Briefe desselben an
Tizian hervorgeht. Letzterem war nämlich im Jahre 1543 (las
Amt des Piombo, welches damals allerdings Sebastiano noch
inne batte, angetragen worden, und er batte dasselbe wohl