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dessen Inhalt der Hauptsache nach gewiss auf faktiscluen
Grundlagen beruht, ein hüchst merkwvürdiges Zeugniss, Sowohl
für den Charakter (les Sebastiano, als auch fiir (las Verhält-
niss, in welchem jene drei grossen Persünlichkeiten, Michel
Angelo, Rafael und Papst Julius zu cinanilcx- standen.
106.
SEBASTIANO
DEL
PIOMBO
21.11
MICHEL
ANGELO.
Rom , 29. December
1519.
Mein theuerster GevatterÜ. Sc-hon vor vielen Tagen
habe ich einen mir sehr angenehmen Brief von Euch erhzxl-
ten, für den ich Euch hüflichst Dank sage. Ihr habt die
Gewogenheifgehabt, mich zu Eurem Gevatter anzunehmen
Frauenzimmer Ceremonien sind bei uns zu Hanse nicht Sitte
fiir mich ist es genug, dass Hxr mein Grevatter seid . 2).
Schon vor vielen Tagen habe ich das Kind taufen las-
sen, und habe ihm den Namen Luciano gegeben, welches der
Name meines Vaters ist und auch der von Domenico Buon-
insegni. Wenn er mir auch die Ehre erweisen will, mein
Gevattex- zu werden, so wird es mir ein besonäeres Vergnü-
gen machen, denn ich will blos anständige Lente zu Gevat-
tern haben.
Ausserdem theile ich Euch mit, wie ich die Tafel voll-
endet und sie in den Palast getragen habe, wo sie einem Je-
den eher gefallen, als missfallen hat, ausgenommen den Ge-
wühnlichen! Aber sie wissen nicht was dazu sagen. Mir
genügt es, dass der Hochwürdigste Nlonsignore mir gesagt
bat, dass ich ihn über seine Erwartung befriedigt hätte. Und
1) Die Adresse des Briefes Iautet: Bastimlo pittore in Roma a
Donlino Michelzlgnolo sculzore in Firenze.
2) E per questf altra vi manderb lagna