Volltext: Künstler-Briefe ([Bd. 1])

XXXII 
vom 1. Januar 1505 mit besonderer Betonung hervorhebt, dass 
Bellini sich nichts über Anordnung und Ausführung Seiner 
Bilder vorschreiben liesse. Graye Cart. II. 71. 
Später dann, als der Begehr nach Kunstwerken sich in 
so überraschender WVeise steigerte, und als es fast zu einer 
Ehrensache wurde, von den berühmten Meistern der Zeit 
Kunstwerke zu besitzen, sehen wir auch Wohl gerade des 
Gegentheil stattünden, indem man von dem Künstler nur 
überhaupt ein Werk erbittet, ohne dessen Inhalt oder gar die 
Gattung der Kunst, der es angehüren sol], zu bestimmen. In 
dieser Beziehung ist ein Brief merkwürdig, den Federigo Gon- 
zaga, Marchese von Mautua, an den Gesandten Francesco 
Gonzaga in Rom unter dem 16. Juni 1531 gerichtet hat und 
in welchem er demselben sein dringendes Verlangen ausspricht, 
ein Werk von Michel Angelo zu erhalten. Es sei ihm gleich- 
gültig, ob dasselbe der Sculptur oder der Malerei angehüren 
würde, er Würde in jedem Falle damit sehr znfriedeil sein. 
Gaye II. 228. Oder man begnügte sich blos das Genre an- 
zudeuten, in welchem man das Kunstwerk wünschte oder 
nicht wünschte. S0 giebt z. B. Federigo Gonzaga. in einem 
Briefe vom 1. Mai 1524 den Auftrag, bei Sebastiano del 
Piombo ein Gemälde zu bestellen; es sollen aber keine 
Heiligengesclüchten sein, sondern irgend eine anmuthige 
Malerei und schün anzusehen! Graye II. 179. Und 
ähnlieh ersucht derselbe Federigo Tizian um eine Magdalena, 
die aber recht rührend und thränenreich sein solle (Brief 86)1). 
i) Um so auffallender erscheint die Genauigkeit, mit der (lie 
Gegenstände der Bilder fesbgesetzt werden, welche Tizian für den 
smädtischen Palast zu Brescia zu malen hutte (vgLSÄ 301 (R) Diese 
isl; in der That beispiellos, uml heut zu Tage würde sich nicht ein 
Stubeumaler so genauen und strengen Vorschriften unterwerfen, de- 
nen sich danlals "der Künig der Rlaler", wie dic Anftraggebef 561175; 
Tizian neunen, nicht zu entziehen suchte.
	        
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