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heit, welche ich immer für diese Erl. Regierung gehabt habe,
damit begnügt, vielmehr in mittelmässigen Verhältnissen Lmter
dem Schatten und Schutze meiner natürlichen Herren, als in
einer wenn auch noch so glücklichen Lebensstellung unter
fremden Fürsten zu le-ben und deshalb auch alle Zusicherun-
gen, die man mir gemacht, zurückgewiesen, um mich nicht
von Ew. Sign. und von Eww. Erll. Herrll. zu entfernen. . . .
Diese Supplik Tiziaxfs um die Uebertragung des Anitesf
der Sanseria. (vgl. oben Brief 85) an seinen Sohn Horatio,
ist von Cadorin a. a. O. p. 11 und 12, nach dem in
den äifentlichen Registern vorhandenen Original, abgedruckt
worden. Dieselbe wurde nach einer Mittheilung desselben
Schriftstellers (p. 65 n. 10) unter dem 20. April 1569 von dem
Dogen und dem grossen Rathe genelnnigt, wonach auch vdie
Einreihung derselben an obiger Stelle gereehtfertigt erscheint.
Was die zahlreichen Anerbietungen betrifft, von denen Tizian
erzählt, so hat es damit seine volle Richtigkeit, wie sich
aus den mehrfhchen Erwähnungen seiner Lebensbeschreiber er-
giebt, and es ist ein sehr bemerkenswerther Zug in Tizian's
Charakter, dass er bei all' seinem Talent mit Grossen und
Fürsten umzugehen, bei all' dem Glück, das ihm immer bei
seinem Aufenthalt an kaiserlichen oder an fürstlichen Hüfexx
zu Theil wurde, doch niemals sein freies und unabhängiges
Leben zu Venedig gegen clie glänzendere, aber unfreie Stel-
lung an Fürstenhüfen aufgegeben hat. Auf die Abwesenheit
dieses Glanzes allein kann sich die Mittelmässigkeit beziehen,
(lie er in dem Briefe von seinem Leben aussagt, indem das-
selbe, wie wir schon QbGII gesehen haben (S. 279) vielmehr
als ein in jeder Beziehung glänzendes bezeichnet werden darf.