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Da ich 1m11 aber, naeh Verlauf langer Zeit, immer noch
keinen Erfolg davon sehe, so habe ich mich entschlossen, Ew.
Erl. und Hochw. Herrl. inständigst zu ersuchela, es müge Ih-
nen in Ihrer unbegrenzten Hulä gefallen, mich Sr. Erl. Hem-l.
gnädigst zn empfelllen, damit die grosse gewichtige Autorität
meines Erl. Mons. Farnese dem freundlichen Wunsche jenes
Herrn noch einen Sporn hinzufiige 11m1 damit ich, noch ehe
ich dieses Leben verlasse, flieses Trostes theilhaftig" weräen
künnc.
Wenn ich diesen Wunsch jemals erfüllt sehen sollte, so
werde ich (lie ganze Verpflichtung dafür nur Ew. Erl. und
Hochw. Herrl. zu schulden überzeugt sein und wenn ich der-
selben nicht durch die That meine Dankbarkeit werde bewei-
sen künnen, so werde ich es wenigstens dadurch thun, dass
ich dieselbe in ewiger Erinnerung bevwrahre, und indem ich
mich Ihnen von Neuem ehrerbictigst zu Diensten stelle, küsse
ich Ihnen die Erl. I-Iände.
Zu diesem von Ticozzi (p. 315) zum ersten Male bekannt
gemachten Briefe ist nur (lie Bemerkung hinzuzufügen, dass
fler Cardinal Farnese unter der Herrschaft PauYs HL, der
selbst ein Farnese war, Tizian 1545 nach Rom berufen,
wie Wir oben schon aus dem Brief des Pietro Aretino
(S. 287) ersehcn haben, und ihm damals Wohnung im
Belvedere, so Wie die Begleitung Vasm-Ys als Cicerone ver-
schaHt batte (Ticozzi p. 147). Ueberdiess wird der Cardinal
Farnese häufig als Tiziaxfs Günner genannt. In seinem Be-
sitz befanrl sich jenes Porträt Paufs III. von Tizian, von des-
sen täuschender Aehnlichkeit so viel crzählt Wird und für
welches 1nan dem Künstler das sehr gewinnbringende Amt
des Piombo (vgl. unten die Briefe des Sebastiaxxo del Piombo)
antrug, worauf dieser indess, nm dem zeitigen Inhaber nicht
Schaden zu thun, edehnüthig verzichtete. Ein" von Tizian
gemaltes Porträt des Cardinals befindet sich in der Gallerie
Üorsini zu Rom.
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