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hätte allerdings lieber durch Thaten, als in Worten darauf
Antwort gegeben; aber dia Malereien sincl etwas unbequem
zu handhaben, wenn man auf gewisse Stellen den Firniss
auftragen will, der, ohne an die Sonne gesetzt zu werden,"
nicht trocknen kann, so dass ich, um es kurz zu sagen, viel-
leicht bei der Verzägerung meiner Antwort auf Euren Brief
wenig artig erscheinen würde; und so melde ich denn Eww.
HerrlL, dass ich, sobalcl es nur angeht, alles mit dem Herrn
Nuntius in Ordnung bringen und ihm alle Malereien zustel-
len werde, damit Eww. Herrll. Gebrauch davon machen und
aus deren Wirkung, wenn sie an ihrem Orte angebracht sein
Werden, ersehen künnen, welcher Art meine Bemühung, Ihnen
zu dienen, gewesen sei. Und indem ich Sie ergebenst bitte,
über mich zu verfügen, empfehle ich mich vielmals Ihrer
freundlichen Gunst.
Ueber den Gegenstand dieser beiden Briefe, die bei
Zamboni Memorie App. V. Nr. 2 unrl 3 p. 142 abgedruckt
sind, vgl. oben B. 98. Es ist dem dort geschilderten Sach-
verhalt nur noch lünzuzufiigen, dass Tizian sich erst mit
grossem Eifer an die von den Bauvorstehern aufgetragexle
Arbeit machte, und in Folge davon von diesen wiederunl
100 Goldscudi auf Abschlag erhielt. Auch sind schon An-
fang des Jahres 1566 nach einem Briefe des brescianischen
Nuntius die beiclen ersten Bilder fast fertig gewesen, die
grosse Kälte verhinderte Tizian damals nur, daran weiter zu
arbeiten (15. Januar 1566). Seit jener Zeit aber ging die
Arbeit etwas langsam von Statten, so dass die Deputirten sich
an den Procurator Girolamo Grimani mit der Bitte Wandten,
Tizian etwas anzutreiben. Als Antwort auf diese Beschleu-
nigungsversuche, die überdies durch das Einstcllen aller wei-
teren Abschlagszahlungen unterstützt mu-den, sind nun die
obigen Briefe zu betrachten, nach welehen dann Ende Ok,
tober des Jahres 1568 die Bilder wirklich nach Brescia ge-
schickt wurden. Der weitere Verlauf der Angelegenheit ergiebt
sich aus dem unter Nr. 102 folgenden Brief Tiziazfs vom
3. Juni 1.569.
Künstler-Briefe.