XXX
und humanen Verhaltens. S0 kann Schon 11m die Mitte des
Jahrhunderts der Maler Bronzino davon sprechen, dem Co-
simo die "hochheilige Hand" (la santissima mano) zu küssexx
(Brief vom 30. April 1548 bei Graye II. 368) und so wer-
den auch von den nachfolgenden Briefen dieses Zeitraumes
viele diesen Umschwung der geselligexl Vezrhältnisse bestäti-
gen, den Ranke schon so schün und anschaulich gezeichnet
bat. "Einmal", sagt derselbe in Bezug auf die Zeit Papst
Sixtus V., ,,ging das republikanische, sich selbst überlassene
Italien, auf dessen eigenthümlichem Zustand die früheren Ent-
wickelungen, auch des Geistes selbst beruht haben, nunmehr
zu Grunde. Die ganze Freiheit und Naivetät des geistigen
Zusammenseins verschwand." Man 56116 (lies an dem Ueber-
handnehmen der Titulaturen, die in Gespräch und Brief im-
mer häuüger und lästiger werden. Dies sei nur scheinbar
unbedeutend. Denn, Fzihrt dersellwe fort, ,,auch in jeder an-
deren Beziehung wurden die Zustände strenger, abgeschlosse-
nef": mit der heiteren Unbefangenheit der früheren Verhält-
nisse, der Unmittelbarkeit der gegenseitigen Berührung war
es vorüber." Und zwar hat dies alles nicht blos Werth üir
die Sittengeschichte, sondern auch die Erscheinungen der
Kunstgeschichte hängen auPs engste damit zusammen. Hat
nicht die Kunstweise der Manieristen dasselbe hüfisch-kon-
ventioxxelle, übertriebene und gespreizte Wesen an sich, als
der Ton des Verkehres, auf welchen dort Ranke hindeutet
und von dend die Briefe der damaligen Zeit so zahlreinhe
Proben liefern? Finden sich die Hyperbeln, die in Vasarfs
Briefen so häuüg sind, nicht in ganz ähnlicher Weise in sei.
nen Bildern wieder? Ja es würde nicht schwer fallen, dieSe
Uebereinstilnlnung zwischen dem Styl in den Briefen und
dem Styl in dan Kunstwerken vom Anfange des Fünfzehnten
bis an das Ende des sechszehnten Jahrhunderts durchzufüh-