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denn wahrlich, es lassen sich keine Worte auffinden, die geeig-
net wären, meine Liebe und Zuneigung zu bekunden. Ich
danke Eueh dafür, und indem ich Euch versichere, dass ich
sowohl diesen, als dia andern Grefallen, die Ihr mir erweiset,
in stetem Andenken behalten werden, stelle ich mich Euch
als wohl geneigt zu Gebote.
GayeII. 224. Federigds Vater, Francesco, so wie des-
sen Mutter, die in dem Briefe selbst genannte Isabella, 11a-
ben Wir schon früher als eifrige Freunde der Kunst und Be-
Schützer der Künstler kennen gelernt. Der obige Brief zeigt
uns den Sohn von einer ähnlichen Seite. Von allgenleinerem
Interesse und von grüsserer Wichtigkeit erscheint derselbe
indess dadurch, dass er uns recht deutlich die Veränderungen
vergegenwärtigt, die inzwischen in dem Verhältnisse der Auf-
traggeber zu den Künstlern eingetreten Waren.
Der Drang nach Kunstwerken und die Schätzung der
persänlichen Meisterschaft, war durch die grossen Heroen der
Kunst in den ersten Jahrzehenden des XVI. Jahrhunderts
zu einer Hähe gediehen, rlass die Arbeiten der Künstler von
den glücklichen Empfängern gleiclmsam als Gunstbezeugungen
betrachtet Wurden. Bei Tizian mochte überdies noch eine
gewisse patrizische Grandezza, verbunden 1nit weltkundigem
Wesen und geschickter Benutzung aller sich darbietenden Vor-
theile, hinzukommen, um dies Verhältniss auf eine dem Künst-
1er noch günstigere Weise zu gestalten, wie sich dies unter
anderenx auch aus dem nachfolgenden Antwortscln-eiben an
Federigo nicht undeutlich entnehmen lässt.