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Die Magdalena soll su thränenreich als müglich sein.
Tizian mächte alle Mühe anwenden, das Bild recht schün zu
machen. Es würde ihm nicht sehwer fallen, denn er känne
eigentlich gar nicht anäers.
Als Antwort auf den obigen Brief Tiziads und die Ueber-
sendung des in weniger als einem Monat vollendeten Bildes,
schreibt er folgendes:
FEDERIGO
GONZAGA
21.11
TIZIAN.
Mantua,
19. April
1531.
Messer Tiziano! Ich habe das Bild der h. Magdalena
erhalten, dass Ihr für une gemacht habt. Ich glaubte wohl,
dass dasselbe sehr schün werden würde, indem wegen Eurer
Vortreifflichkeit in der Malerei kaum etwas anderes aus Euren
Händen hervorgehen kann, zumal da, Ihr es für mich machtet,
und ich weiss, dass es Euch lieb ist, mir gefällig zu sein.
Nun aber {inde ich dasselbe in der That ausserordentlich
schün und vollkommen, und wahrlich von allen Kunstwerken
der Malerei, so vie] ich ihrer gesehen habe, scheint es mir
das schänste zu sein, und ich bin dadurch mehr als zufrieden
gestellt.
Dasselbe sagt auch meine Erl. Frau Mutter, die das
Bild als die vortrefflichste Sache lobt, und gesteht, dass sie
dies vor allen andern ähnlichen Werken, die sie geselzen
und sie hat deren viele gesehen und sich daran erfreut
ungemcin hochschätzt. Und dasselbe sagen auch alle die
Andern, die es gesehen haben, und sie preisen es nm so hüher,
je mehr sie sioh auf die Kunst der lälalerei verstehen.
Daraus ersehe ich, dass Ihr in diesem herrlichen Werke
zugleich mit Eurer seltenen Vortreiflichkeit die Liebe habi;
ausdrücken wollen, die Ihr zu mir hegt und dass diese bei-
den Gfüllde Vefeillt, Ellch diese Figur so schün haben machen
1assen, dass man sieh dieselbe nicht Schüner wünschen kann.
Wie lieb mir dies aber sei, vermag ich nicht auszudrücken,