T IZIAN
an
Fnnnmao
GONZAGA.
Venedigv
April
1531.
Endlich habe ich das Bild der Elagdalena vollenclet, das
mir Ew. Herrl. aufgetragen halte, unc]. zwar mit der gräss-
Leu Schnelligkeit, die mir müglich war, inäem ich alle auderen
Arbeiten, (lie ich unter den Hiinden hattc, bei Seite liess.
lch habe mich bemüht, in (lem Bilde (las wenigstens zum
Theil auszudriicken, was man von dieser Kunst erwartet.
In wie weit ich (lies erreicht habe, mügen Anflre beurtheilen.
Wenn mir Harld uncl Pinsel dan grossen Ideen, die mir
dabei im Sinne und im Horzcn lagen, wirklich entsprochen
hätten, su würde ich glaubcn, meinem WVunsche, Ew. Herrl.
zu dienen, genügt zu haben; aber ich bin um Vieles dahin-
ter zurückgeblieben. Schenkt mir indess Euro Verzeihung,
uncl 11111 diese leichter zu erlangen, hat mir (lie Magdalena
versprochen, Euch mit ihren über die Brust gekreuzten Hän
den darum zu bitten und es von Euch als Gunst zu fordern.
Anderes habe ich Euch nicht zu sagen, nur, dass mich
Ew. Hem-l. in Ihrem freundlichen Wohlwollen and unter der
Zahl Ihrer geringsten Diener erhalten müge.
Der von Gaye (Cart. H. 225) mitgetheilte Brief enthält
die Antwozrt auf ein Schreiben Gonzagzfs vom 5. März 1531,
worin er dem Tizian den Empfang eines h. Hieronylnus (naoh
lfürster Vas. VI. 41 Anm. 38 ist es das im Louri bcünd-
pche Bild aines büssenden Hieronymus), von ihm anzeigt, und
1h11 11111 1150110 Anfertigung der Magdalene bittet, die er dem
Blarchese Guasto schenken will. Von dem Hieronynnus sagt
er: ich weiss nicht, welches grägggrg Lob ich ihm geben
künnte, als zu sagen: es ist ein Werk Tizianäs!