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des Bildhauers Baccio d'Agnolo, in welchem etwa um das
Jahr 1505 die bedeutendsten Künstler der damaligen Zeit
unter sich und mit den kunstliebenden Bürgern der hochge-
bildeten Stadt Florenz zusammerltrafen: Andrea Sansovino,
FiHPPiIIO Lippi, Benedetto da. BIajano, Antonio und Girlliane
da San Gallo, Francesco Granacei und selbst Michel Angelo,
dieser jedoch seltener; viel Tiefes und Treifliches wurde dort
verhandelt; welch ein Anlass zu reicher vielseitigex- und gleich-
mässiger Ausbildung der Künstlerr! Welch eine Schule für auf-
keimende Talente, die so mitten in das lebendige Zusammenwir-
ken der bedeutendsten künstlerischen Kräfte der damaligen Zeit
eintreten konnten! Und wie steigert sich die Bedeutung die-
ser Zusammenkünfte für den Forscher der Kunstgeschichte,
wenn er bedenkt, dass hier Rafael mit Liebe empfangen
wurde und Künstler wie Layen dureh seine jugendliche Be-
geisterung entzüekte! Rafael, der damals gerade die ersten
Schritte auf der Bahn seiner selbständigen Entwickelung that
und der in der That nicht besser in das Wesen der ihm
bisher versehlossenen, se kühn den Umbriern vorausgeeilten
toskanischen Kunstweise eingeführt werden konnte. Hier
war es, wo sich ihm eine neue Welt künstlerischer An-
sehauungen ersehloss, wo die gemüthreiche, aber doch immer
beschränkte Weise der un1brischen Meister eine zu seiner spä-
teren Blüthe nothwendige Erweiterung fand und wo er in
persünliehe Beziehungen trat, welche, wie die mit Taddeo
Taddei, dem Freunde Bembds und Castiglionds für sein gan-
zes Leben entscheidend geworden sind. Doch dies mag hier
nur als Beweis aufgeführt werden, wie auch in dem schein-
bar zufälligen Verkehr von Künstlern die grässte kunstge-
schiehtliche Wichtigkeit liegen kann. Von solchen Beziehun-
gen persünlichen Verkehres werden sich nun in den nachfol-
genden Briefen mannigfaltige Beispiele von grässerer oder