COSIMO
3,11
MICHEL
ANGELO
BUONARROTI.
Florenz.
M a i
1557.
Da. (lie BeschaHenheit der Zeiten und die Berichte Eurer
Freunde uns einige Hoffnung gebexx, dass Ihr wenigstens nicht
ganz dem Entschluss abgeneigt seid, einmal einen Ausfiug
bis nach Florenz zu 1naehen, um nach so vielen Jahren ein
wenig Euer Vaterland wiederzusehen und ELIPG Angelegen-
heiten, so würde uns dies zu 11m so grüsserem Vergnügen
gereichen, je länger 11m1 je eifriger wir rlies gewünscht
haberx. S0 schien es uns auch, als ob wir durch Gegenwär-
tiges Euch dazu ermahnen müssten und bitten, wie wir Euch
denn auch in der That von ganzem Herzen dazu ennahnen
und darum ersuehen, indem wir Euch versichern, class Ihr
von uns mit dem grüssten Wohlwollen Werdet empfangexl
werden. Auch müge Euch nicht etwa der Zweifel zu-
rückhalten, als ob wir dia Absicht hätten, Euch mit irgenzl
einer Art von Arbeif 11m1 Mühe zu beschweren, inflem wir
sehr wohl wissen, Welche Ehrfurcht wir nicht nur Eurem
Alter, als auch der Seltenheit Eurer Tugend und Verdienste
Schuldig sind. Kommt also nur ganz frei 11m1 seid sicher,
hier eine Zeit zu verleben, die Euch gar wohl bekommen
und zum Vortheil gereichcn wird, ganz nach Eurem Wil-
len und mir zur Genugthuung. Denn uns genügt es voll-
ständig, Euch nur hier zu sehen. Unfl überdiess weräen
wir grosse Freude empfinden, wenn Illr hier eine grosse Ruhe
und Erquickung Hndet 11m1 unser einziger Geäanke soll dar-
auf gerichtet sein, Euch Ehre und Fraude zu bereiten. Gott
unser Herr erhalte Euch!
Nicht minder scheint sich auf diese Berufung der
nachfolgenfle Brfef vMichel Angelcfs an seinen Neifen Leo-
nardo Buonarrotl (Mu 73) vom 1. Ju1i1557 zu beziehen, so