MICHEL
ANGELO
8.11
BENEDETTO
VARCHI.
Rom
Messer Benedetto! Damit man denn doch sehe, dass
ich, wie es in der That der Fall ist, Euer Büchlein empfan-
_gen habe, so wiH ich auf das, Was Ihr fragt, einiges, obschon
unwissender Weise erwidern. Ich sage also, dass die Ma"
lerei mir um so viel besser scheint, als sie sich zum Relief
neigt und das Relief um so schlechter, 11m so viel mehr es
siclx der Malerei nähert. Und daher pflegt es mir denn auch
immer so vorzukomnlen, dass die Skulptur die Leuchte der
Malerei sei und dass zwischen beiden ein Unterschied, wie
zwisehen Sonne und Mond stattfinde.
Nun aber, da ich Euer Buch gelesen habe, worin Ihr
sagt, dass philosophisch gesprochen diejenigen Dinge, die
einen und denselben Zweck haben, auch eins und dasselbe
seien, habe ich meine Meinung geändert undbehaupte, dass, wenn
grüsseres Verständniss und grüssere Schwierigkeit nicht eine
grässere Würde bedingen, in diesem Falle Malerei und Skulp-
tur derselben Natur seien; und damit sic als sole-lue gehalten
würden, müsste kein Maler weniger in der Skulptur thun als in
der Malerei, und eben so der Bildhauer in der Malerei. Ich
meine hier unter Skulptur die, welche mittelst Wegnehmens
geübt Wird indem diejenige, die durch Hinzuthun geübt
Wird, der Malerei ähnlich ist. Genug dass, da. beide, Sculp-
tur und Malerei, aus einer und derselben Geisteskraft kom-
men, rhan einen guten Frieden unter ihnen machen kann und
l) D. h. die Sculptur in Stein G
hlaterialien. Auf dieses Wegnehmex; 12;; nfiifäafn ml dira? Wglicfgen
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