Volltext: Künstler-Briefe ([Bd. 1])

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die Räder seines Wagens gestürzt, und enclliclx sehe ich aus 
dem Mande des Sohnes Grottes den grossen Urtheilsspruch 
hervorgehen! Diesen erblieke ich in Gestalt zweier Pfeile, de- 
ren einer des Heil, deren anderer die Verdammniss bringt; und 
inclem dieselben ldnabüiegen, fühle ich, wie sein Zorn das 
Weltgebäude erschüttert und mit furchtbarexn Donner es zer- 
stürt und zerschmettert! Ich selle den Glanz des Paradieses 
uncl die Feuerschlünde der Hülle, welche die über das Ant- 
litz des Dunstkreises gelagerte Nacht (lurchbrechen: so dass 
der Gedanke, der mir das Bild von der Zerstürung am jüng- 
sten Tage vorstellt, zu mir spricht: Wenn man so fiirchtet 
und zittert beim Anschauen von Buonarrotfs Werk, wie erst 
werden wir fürehten und zittern, Wenn wir selbst dem Ge- 
richte dessen entgegentreten, der uns zu richten hat? 
Aber glaubt Ew.Her1-1. nicht, dass das Gelübde, das ich 
gethan habe, Rom nie wieder zu sehen, gebrochen werden 
dürfe wegen des Wunsches, ein solches Werk zu sehen? Ich 
will lieber meinen eigenen Entschluss Lügen strafen, als 
Enter Fähigkeit zu nahe treten und (Iamit bitte ieh Euch, 
 nväiäit näfänen WfilVugmclgvdu-zse zu rühmen und zu preisen, 
m1 o 1 wo n au ne nnen. 
Als Pietro Aretino dann später die Zeichrlung des Bil- 
(les gesehen, spricht er sich mit grosser Emphase in einem 
Briefe vom April 1544 folgendernlaassen darüber aus: er 
habe beim Anblick des Werkes Thränen der Liebe vergossen, 
wie erst würde er geweint haben, wenn er das ans seiner 
gottgeheiligten Hand hervorgegangene Werk selbst sehen 
künnte! Er danke Gott für die Gnaäe, zu Michel Angelds 
Zeit geboren zu sein. Dessen rühme er sich so, wie dass 
91- zur Zeit des Kaiser Carl lebe. ,,Aber weshalb, o Herr!" 
fügt er hinzu, belohnet Ihr nicht meine so grosse Eygebgn- 
heit, mit der ich Eure himmlischen Eigenschaften verehre, 
mit einer Reliquie von jenen Blättern, auf welche Ihr einen 
gerilwgere-n Werth legt? Wahrlich, ich würde zwei Striche,
	        
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