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Ich aber, der ich mit Lob und Schnmach den grässten
Theil der Verdienste und der Schwächen der anclern be-
zeichnet habe, grüsse Euch, um nicht (las Wenige was ich
bin, in Nichts zu verwandeln. Unrl auch dies Würde ich nicht
zu thun Wagen, wenn nicht mein Name, der clen Ohren jedes
Fürsten angenehm klingt, rlaclurch an seiner Ünwürdigkeit
um Vieles verloren Ilätte. Und zwar- ziemt es sich wohl,
dass ich Euch mit solcher Ehrerbiätung hochachte, indem (lie
Welt viele Künige, aber nur eixren Michel Angelo hat.
WVahrlich ein grosses Wunder ist es, dass dia Natur, die nichts
so hoch stellen kann, äass Ihr es nicht mit Eurer Kunst
wiederfindet, in ihren Werkeu nicht die Majestät auszudrücken
vermag, welche die unendliche Gewalt Eures Pinsels und
Eures Meissels in sich selbst trägt! So dass, Wer Euch sieht,
sich nicht clarum kümmert, Phidias, Apelles und Vitruv nicht
gesehen zu haben, (leren Geister nur der Schatten Eures
Geistes waren. Aber ich halte es für ein Glück des Parrha-
sius und der andern alten Maler, dass das Geschick der
Zeiten ihnen nicht gestattet hat, dass ihre Werke bis auf den
heutigen Tag leben. Denn das ist {lie Veranlassung, dass
wir dem, was die alten Schriften davon ausposaunen, Glau-
ben schenken, und es dahin gestellt sein lassen, Euch jene
Palme zu geben, welche Euch vielleicht jene, Wenn sie vor
das Tribunal unserer Augen gestellt werden künnten, selbst
zuerkennen würden, indem sie Euch, als den einzigen Bildhauer,
einzigen Maler und einzigen Baumeister preisen würdexl.
Ist dam aber so, weshalb begnügt ]11r Euch nieht mit
rlem Ruhme, den Ihr schon bis jezt erworben? Mir scheint
es, als ob es Euch genügen sollte, die andern mit Euren an-
dern Werken überwunden zu haben; indessen fühle ich, dass
Ihr mit dem Ende des Weltalls, Welches Ihr gegenwärtig
malet, die Schäpfung der Welt zu übertreifen gedenkt, die
Ihr 8011011 gemalt habtl), auf dass Eure Bilder, von Euren
Das
ers terwähnte
Werk
ist
eben
das
Weltgerichb
auf
der