Volltext: Künstler-Briefe ([Bd. 1])

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S. Lorenzo weiter zu arbeiten, in einer ,,neuen und wunder- 
baren Art", wie Varchi, und "mehr von der Furcht, als von 
der Liebe getrieben", wie Condivi sagt. Jedenfalls in einer 
Gemüthsstimrnung, die neben der Kenntniss aller der ange- 
geftihrten nähern Umstände, dem Beschauer vielleicht den 
eigentlichen Schlüssel zur Beurtheilung jener in der 'l'hat 
,,xsfu11derbaren" WVerke an die Hand geben wird. Der Eifer, 
mit. dem er an jenen XVerken arbeitete, mochte durch den Wunsch, 
ÄFlorenz in seinem jetzigen Zustande so bald als müglieh zu 
verlassen, noch mehr angespornt Werden. Er arbeitete un- 
mlterbrochen, ass und trank schlecht und schlief nur we- 
nig, so dass seine Iidreurlde überzeugt waren, er würde, da. 
cr überdiess an Kopfweh und Schwindel litt  man bedenke 
nur, Welche Anstrengungen er in den letzten Jahren durch- 
gemacht hatte!  sehr bald sterben müssen; das einzige 
Mittel dies abzuwenden, sagt Griovanni Batista di Paolo Mini 
in einem Briefe an B. Valori, Florenz den 29. Sept. 1531. 
(Gaye 11.228) sei, dass der Papst befehle, er solle während 
des Winters nicht in der Sakristei arbeiten. 
Seine Gesinnung aber verleugnete Michel Angelo auch 
in dieser Lage nicht, wie Er denn dem Herzog Alessandro 
de, Medici, der ihn überdiess sehr hasste, geradezu seine Mit- 
wirkung bei der Befestigung Florenz im Interesse der zurück- 
gekehrten Mediceer verweigert und diesen dadurch in die 
grüsste Wuth gegen sich versetzt hat. Davon zeugt ferner 
die schüne Erwiderung auf die bekannte Besehreibung, welche 
Gio. Batt. Strozzi von der Figur der Nacht in der Kapelle 
der Mediceer- gedichtet hatte, in Welcher Miche] Angelo die 
Nacht selbst folgendermaassen antworten lässt: 
Lieb ist der Schlaf mir, Iieber Steines Weise, 
S0 lange Schmach und bittrer Jammer währen, 
Nichts selfn, nichts hüren, ist mein ganz Begehren, 
S0 wecke mich nicht auf, o rede leise! 
Vasari V. p. 328. Und nochim Jahre 1544, als sieb- 
zigjährigerGreis, lässt er durch Luigi (lel Ricci, in dessen 
Hause zu Rom er danmals krank lag, an Ruberto di Fi- 
lippo Strozzi in Lyon schreiben, "dieser müge den Künig 
von Frankreich an das erinnern, was er (Michel Angelo) ihm 
durch Scipio nnd dann äurch den Courier Deo habe Sagell 
lassen, dass, wenn der Känig Florenz wieder befreien
	        
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