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Kapelle von S. Lorenzo und den dortigen Medieeergräbern
zu arbeitenl), stand, seine persänlichen Verhältnisse zu den
Mediceern der Liebe zum Vaterlande hintenansetzend, auf
der Seite des Volkes und wurde in die Kommission der Neun
erwählt, welehen die Vertheidigung der Stadt anvertraut war.
In dieser Stellung setzte er namentlich die Befestigung
(les Hügels von S. lNliniato durch, deren Arbeiten er persün-
lich leitete. Vgl. u. a. GayelI. 197 H". De aber von einem
der Kriegshauptleute, Malatesta, seinen Anordnungen nicht
naehgekommen und im Heere schon von Verrath gesprochen
vrird, begiebt sieh Michel Angelo in die Stadt, um dem Ruth
seine Befürchtungen mitzutheilen; man glaubt ihm nicht, und
er Wird obenein noch als Feigling verspottet. Heftig und
leidenschaftlich wie er war, beschloss er die Stadt zu ver-
lassen, ein Entschluss, in dem ihn das lebhafte Zureden eines
Gefährten und endlich auch wohl die Fureht, die Stadt würde
doch am Ende unterliegen, noch bestärkten. Er packt sein
Geld (3000 Dukaten) zusammen und verlässt nebst seinem
Gefaihrten und seinem treuen Diener die Stadt.
In Ferrara werden ihm vom Herzoge, in Venedig, wo er
vierzehn Tage auf der Giudecca, ganz zurückgezogexl lebtg),
vom Dogen und dem hüchsten Adel die grüssten Ehren zu
Theil. Aber sehon reut ihn seine Flucht, die Liebe zum Vater-
lande erwacht und ohne irgend eine andere äusserliche Ver-
anlassung bittet er Giugni, den florentinischen Gesandten in
Ferrara, seine Rüekkehr nach Florenz zu vermitteln, welcher
Bitte dieser durch den obigen Brief entspricht.
Wenn Michel Angelo mit jener Flucht ein Unrecht be-
gangen, Wenn ihn selbst in der durch die Zurückweisung von
Seiten des Rathes veranlassten Verstimmung die Furcht um
die Sicherheit der Stadt und folglich um seine eigene Persan,
vielleieht mehr als recht war, mitbestimmt batte so hat er
dies alles durch die freiwillige Rückkehr wieder gut gemaeht.
l) Schon am 19. Olstober 1524 quittirt Michel Angelo über 400
schwere Golddukaten, die ihm als sein Gehalt für acht Monat Arbcit
an den ,,Figuren in S. Lorenzo und allem andern, was ihm der Papst
Clemens VII. aufgetragen," von Gio. Spina ausgezalnlt worden sind.
BotLRacc. VIII. 44. Facsimile in dem Woodborwschen "Catalogue
01' one hundred original drawings hy Michel Angelo collected by Sir
Thomas Lawrcnce." London 1836, p. 30.
2) Er hat dort bei vierzehntägigem Aufenthalt nach der von GRYÜ
lI. 213 erwähnten Rechnung nur 20 Lire ausgegeben.