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da ich weiss, dass die Zeit verflossen ist'), ehe dass er irgencl
etwas erfahren häitte. Und er würde gern zuriickkehren,
wenn er Eure Verzeihung zu erlangen gedächte. Nun hat
er mich gebeten, es müge mir gefallen, diese Zeilen zu schrei-
ben und ich wollte dies wegen seiner Eigenschaften auch
nicht unterlassen, indem ich ihn hiemit Ew. Herrl. auf das
Inständigste empfehle, und überdiess verspreche, dass, wenn
Hochdieselben bewirken, dass er wieder in den vorigen Stand
zxlrückxfersetzt werde und sicher zurückkehren künne, er sich
vor Ew. Herrl. Füssen einstellen wird, um jedem Eurer Be-
fehle Gehorsam zu leisten.
Wir haben den obigen, zwar von Galeotti Giugni, dem
Gesandten der Horentinischen Republik am Hofe von Ferrara,
aber im Sinne und Auftrage Michel Angelds geschriebenen
und von Gaye Il. 209 abgedruckten Brief hier aufgenmnmen,
indem darin eines der am meisten besprochenen und für den
Charakter Michel Angelds wichtigsten Lebensereignisse des-
selben berührt wird. Die Jahre 1529 und 1530 waren sehr
verhängnissvoll für die Republik Florenz. Es Waren die letz-
ten Jahre der Freiheit, indem diesem Sitze aller künstleri-
scllen und wissenschatitlichen Bildung jetzt dasselbe Schicksal
nahte, dem die Freiheit fast aller übrigen Republiken Italiens
schon unterlegen hatte.
Die von der Weisheit, dem Grossmuth und dem hohen
Adel Lorenzo des Prächtigen immer mehr entarteten Mediceer
waren zum dritten Male vertrieben worden, sie kehrten jetzt
mit grosser Heeresmacht zurück und belagerten die Vater-
stadt. Die Florentiner fühlten, dass ihre Stadt das letzte
Bollwerk der italienischen Freiheit sei und beschlossen sie
auf's Aeusserste zu vertheidigen. Und in der 'I_'hat, die An-
strengungen, die in clieser Beziehung gemacht wurden, sind
rieserxhaft zu nennen' und künnen nieht genug bewuudert
werden.
Michel Angelo, der damals in Florenz War, 11m im Auf-
trage Papst Clemenä VIL, der selbst ein Mediceer war, an der
1) Nämlicln (lie ihm van
Zeil; der Rückkehr vgl. untcn.
Signorie
der
V01]
Florenz
anberaumte