1935
mit einer gewissen Weichheit der Empfindung auf das NVun-
derbarste verbindet. Zunächst erscheint Alles gross ange-
legt bei ihm; in der Kunst t-ritt dies als Gewaltigkeit der
Konception, als Kühnheit und überraschende Sicherheit in der
Ausüihrung auf. Und was sein Verliältniss zu seiner Zeit
und Umgebung betriiTt, so steht er, Wie von der Grässe und
dem Ernst seiner Gedanken getragen, gleichsam über dem
Verkehr der Welt; erhaben, aber einsam.
Und dann war sein Leben der Art, dass ihm kein
Schmerz und kein Kummer erspart wurde; bis in sein hohes
Alter hinein, bis zu jener Zeit, wo andere von ihrem Tage-
werke auszuruhen pflegen, sehen wir ihn mit Sorgen und
Widerwärtigkeiten aller Art umringt. Der Dom von S. Pe-
ter, das grosse DenkmaLin dem sein Name Jahrhunderte
überlebt hat, bei seinen Lebzeiten War es da-s Kreuz und die
Plage seines Greisenalters, Wie dais Monument Papst Julius" II.
das Kreuz und das Ifeiden seiner lifannesjahre gewesen war.
AJoer nichts von dem Allen vermochte die Kraft seiner Seele
zu beugen. Immer ging er gestärkt und gekräftigt aus jenen
Kämpfen hervor. Michel Angelo, Wie A. von Reumont ein-
mal von ihm sagt: "in der Wiege schon ein Held war in
der That eine grosse und edle Heldennatur, (lie durch
Kämpfe aller Art, innerliche wie äusserliche, gross gezogen
und zu ihrer geistigen Ilühe erhoben worden ist.
Wie gross muss nicht sein innerer Kampf gewesen sein,
als es galt, zwischen der Freiheit und den Medici eine Ent-
scheidung zu treHen! Von Lorenzo dem Prächtigen War er
erzogen, von ihm war ihm die erste Gelegenheit zur künst-
lerischen Ausbildung gebuten, in seinem gastlichen Hanse er-
starkte an dem geistigen Verkehr der bedeutendsten Männer
von Florenz sein jugendliches Gemüth in Bildung und Sitte;
später wair ihm Lorenzds Sohn, Giovanni, mit dem er einst
als Kind desselben Hauses an einem Tische gespeiset hatte,
als Papst Leo X. ein freundlicher Gänner geworden; endlich
Giulio, Lorenzcfs Neife, Wie jener, mit Michel Angelo fäst in
demselben Jahre geboren, als Papst Clcmens VII., ein mil-
der Herr, fast Freund zu nennen. Da brach jener Kampf"
zwischen den Mediceern und der Republik Florenz aus,
der zum Untefgang der letzteren Hihren sollte. Der
alte Freiheitssinn, der Florenz gross gemacht 11m1 zur ersten
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italien.
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Geschichte I.,