Volltext: Künstler-Briefe ([Bd. 1])

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sixtinische Mailonna uns den Aufschwung der Kunst mit 
dem Bilde sciner Geliebtexl in so wunderbarxzr Verschmelzung 
zeigt? Uncl wer mm diese Geliebte gewesen sei? Iiier hat, 
glaube ich, die Forschung sich selbst ihro, Grenzen zu zie- 
hen. Des Künstlers Geist 11m1 Kunst, sein Streben, Käm- 
pfen und seine Erfolge gehüren der WVelt an und der Ge- 
schichte; seine Liebe, wenn sie anders, wie bei Michel An- 
gelo, nicht von ihm selber und von der Geschichte gefeiert 
wird, soli sein eigen bleiben. Dia Uebersetzung ist von 
Regis, Michel Angelo Buonarrotfs Gedichte S. 301. 
ANTONIO 
ALLEGm 
DA 
CORREGGIO. 
Wir haben aus clen vorstehenden Bricfen (las bewegte 
Leben Tmonardcfs, so wie die glänzenrle uncl angesehene Stel- 
luxlg Rzzfaeffs kennen gelernt. Dia nachfblgenden Briefc Michel 
Angelds und 'l'izian's werden uns iihxxljche Verhältnisse, zuxn 
'l'heil in noch gesteigertem Maasse kennen lehren. In  
und stilleren Kreisen dagegen bewegte sich das Leben Correg- 
gids, jenes Meisters cler Anmuth und der Grazie, dessen Werke 
aber nichtsdestoweniger einen wesentlichen Bestzmdtheil und 
gleiuhsam eine nothwexlflige Ergänzung (le-r an den mannigfzxch- 
sten Richtungen so reichen Kunstproduktvion des XVI. Jahr- 
hunderts ausmachen. Diese stille Bethätigung eines an sich 
so reichen Talentes in engen und oft beschränkten Verhiilt- 
nissen hat etwas Rührendes an sich; und jeclenfalls darf die- 
Selbe bai einer richtigen Würdigung der Kunstweise dieses 
Meisters nicht ausser Acht gelassen werden. Ja, es scheiut fast, 
als ob cben jene stillen und engen Verhältnissc sehr wesentlich 
mit zur Begründung und Erhaltung von Correggitfs künst- 
lerischeln Charakter 1nitgewirkt hätten. 
Die stille Heiterkeit, (lie naive und kindliche Freude zun 
Schünen, die eigenthümliche Gefühlsseligkeit, die sich in sci- 
nen Werken aussprechen, hätten vielleicht nicht in so reiuer 11m1 
unbefangener Weise bewahrt werden künnen, wenn eine glän- 
zende und angesehene Stellung den grossen Interessen des 
üffentlichen Lebens eines grüsseren Einfluss auf die Empfin- 
dungsweise des lNIeisters selbst gewährt hätten. Der Ohärakter 
seiner Werke ist ein bei weitem mehr subjectiver, 3115 bai
	        
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