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12) Auf die Widerlegung dieser irrthiiinlichen Ansicht von
der Haltbarkeit des Spitzbogens einzugehen, dürfte hier vollstän-
dig überflüssig erscheinen, da die entgegengesetzte Ansicht durcli
die neuere Forschung längst erwiesen und von den italie-
nischen Schriftstellern über die Baukunst angenommen und,
Wie z. B. von Milizia. ausfiihrlich unterstützt worden ist. Rafael
spricht hier ganz in dam Sinne seiner Zeit, die über der ein-
seitigen Verehrung der antiken Baukunst gar nieht zu einer
besonnenen Würdigung der mittelalterlicheii, nameimtlich der
gothischen FOPIIIGII gelangen konnte. Jedenfalls aber ist es
erfreulich, wie Rafael dieses sein und seiner Zeit Urtheil in
mässiger und rationeiler TVeise auspricht, WOIIII man damit
die plumpe und verächtliche Art vergleicht, mit der sich An-
tonio Filarete über jene Bauweise äussert (Brief Vgl. auch
die Weiter unten mitgetheilteiw. Briefe über den Weite-rbau der
Cathedrale von Bologna.
13) Der Gebrauch des Kompasses und der Magnetnadel
zur Ausmessung von Gebäuden gereicht Rafae] zur grossen
Ehre, und obschon er nicht, wie einige und namentlich Griovio
geglaubt haben, der Erfinder des Kompasses selbst gewesen
ist, so seheint er in Italien wenigstens einer der ersten, wo
nicht der erste gewesen zu sein, der das von ihm beschrie-
bene Instrument zu architectonjschen Aufnahmen benutzt hat.
Dass cr dies bei der in Rede stehenden Arbeit über des
alte Rom wirklich getluan, darauf beziehen sich auch die Worte
der von Comolli herausgegebenen anonymen Lebensbeschrei-
bung: ,,er zeiclinete die Quartiere Rems mit selir wunderba-
rer und seltener Kunst," ähnlieh wie Jovius von einer dabei
angewendeten bewunderungswürdigen neuen Eriindung spricht.
Francesconi p. 112 hält das ganze Verfahren für eine deutsche
Erfindung.
14) Nach Franeesconi ist hier statt 32 die Zahl 45 zu
setzen, indem eine so bedeutende Abweiehung von -der allge-
mein angenommcnen Kreiseintheilung in 360 Grade fuir die
Zeit RafaeFs durchaus nicht anzunehmen sei.
15) Es folgt hier im Text die Weitere und ausführliche
Besehreibung, wie man mit Hülfe eines Diopters die Lage und
Ausdehnung der Gebäude messen und so deren Grundriss,
gleichsam ais "Memoriale", um ailes andere danaeh zu zeich-
nen, herstellen kiinnc.
16) Hier folgt die Eintheilung der Zeichnung in Grund-
riss, Aufriss und Durchschnitt, mit Strenger Festhaltung des