Volltext: Künstler-Briefe ([Bd. 1])

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endetsten Meister aller Künste lebten; denn von dort her 
kam eine Manier der Malerei sowie der Bildhauerei und der 
Baukunst, die über alle Maassen schlecht und auch nicht 
von dem geringsten Werth war. 
Danach denn schien es, als ob die Deutschen cliese 
Kunst wieder etwas zu einem neuen Leben zu erwecken be- 
giinnen; indessen waren sie in den Ornamenten gesehmack- 
los und sehr weit von der schünen Weise der Rümer ent- 
fernt, diese nämlich hatten ausser dem Hauptkürper des gan- 
zen Gebäudes auch sehr schäne Karniesse, Friese und Archi- 
trave, sowie mit Basen und Kapitellen schün verzierte und 
nach den Verhältnissen des Mannes und des Weibes berechnete 
Säulen. Wogegen die Deutschen, deren Styl an einigen Orten 
noch fortdauert, als Ornament oft nur irgend ein zusaln- 
mengezogenes und übel gebildetes Figürehen, als Tragsteiu 
um einen Balken zu tragen, anbrachten, und fabelhafte 'I'hiere 
und Figuren und Blattwerk  alles plump und ausser allem 
natürlichen Verhältniss. Auch hatte ja ihre Baukunst darin 
ihren Ursprung, dass sie von noch nicht abgesclmittenen Bäu- 
men abstammte, die, wenn die Aeste gebogen und unter ein- 
ander verbunder; werden, damit Spitzbogen bilden; und ob- 
sehon dieser Ursprung nicht ganz zu verachten ist, so ist. er 
doch schwach, denn solche Hütten, die aus verbundenen uncl 
in der Art der Säulen aufgestellten Balken genmcht sind, mit 
Giebeln and Bedaehungen, wie es Vitruv vom Ursprung der 
äorischen Ordnung beschreibt, würden viel mehr tragen küu- 
nen, als Spitzbogen, welche zwei Mittelpunkte haben"). 
Und trotzdem trägt aus mathematisehen Gründen noch 
viel mehr ein Halbkreisbogen, bei dem jede Linie auf einen 
einzigen Mittelpunkt hinstrebt. Deshalb hat, abgesehen von 
der Schwäche, ein Spitzbogen auch nicht jene Ann-mth fin- 
unser Auge, dem äie Vollkonnnenheit. des Kreises wohlthut, 
wie denn auch die Natur fast nie naeh andern Formen zu 
streben scheint.
	        
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