100
Werk, dem bei dem allgemein verbreiteteten Enthusiasmus
Hir das rämische Alterthum der hüchste Beifall der Zeitge
nosssen nicht "fehlen konnte, das aber bei dem damaligenu
Stande der positiven Forschung über diesen Gegerlstand in der
That als ein unendlich schwieriges, fast riescnhaftes bezeich-
net werden muss.
,,Jetzt aber", schreibt der päpstliche Geheimschreiber
Cclio CaIca-gnini an derr deutschen Matlwlnatiker J acob
Zicgler, "führt cr (Rafael) ein bewundernswerthes und der
Nachwelt unbegreiüiches WVerk aus (und nicht will ich jetzt
von drar vaticanischen Basilica, deren Ban er vorsteht, spra-
chen), die Stadt selbst zeigt er uns grossentheils in die alte
Gestalt, (irüsse und Symmetrie wieder hergestellt; denn
durch Abtragung hoher Berge von Schutt und Ausgrabung
der tiefsten Fundamente, und durch Wiederherstelluug der
Dinge nach der Bcschreibung dcr alten Schriftstellcr, hat er
den Papst Leo und alle Rfimer so zur Bewunderung hinge-
rissen, dass i11n fast alle Menschen wie einen vom Himmel
herabgcschickten Gott ansehen, um die ewige Stadt in der
alten Majestät wieder herzustellcn." (Uebersetzung von Pas-
savant p. 245). Die Originalstelle bei Daniele Frances
coni Oongettura che una, lcttera creduta di Baldassare Ca-
stiglione sia di Rafaello LTUrbino. Firenze 1799 p. 92.
Aeusserlich mag Rafael zu diesem Unternehmen auch
dadurch mit veranlasst worden sein, dass Leo X. ihm das
Amt übertragen, alle in und um Rom aufgefundenen Alter-
thümer seiner Prüfung zu unterwerfen und danach zu ent-
scheiden, oh diese aufbewvahrt oder zum Bau der Peterskirche
verwendet werden sollten. Es geschah diese Ernennung
durch ein Breve des Papstes, das in mehrfacher Beziehung
merkwürdig ist, und dessen Uebersetzung ic11 hier nach dem
bei Bottari VI. 25 abgedruckten italienischen und dem Ori-
ginal-Text bei Passavant I. 538 hier folgen lasse.
LEo X.
21H
RAFAEL.
27. August 1515.
Da es für den Bau des rümischen Tempels des Apostel-
Fürsten von der grüssten Wichtigkeit ist, Steine und Mar-
mor, deren wir eine grosse Menge bedürfen, hier vielmelfr
zur Hand zu haben, als dieselben von ausserhalb mft
Mühe kommen zu lassen, und da ich auch weiss; dass dm