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bestätiget, den Ihr nach unserm Wunsche von fliesem
Tempel entworfen habt, also machen wir, die wir keinen
grüseeren Wmmsch haben, als dass dieser Tempcl mit der
grüsstmüglichsten Pracht und Schnelligkelt vollendet werde,
Euch zum Oberaufseher- dieses Werkes mit dem Gehalte von
300 Goldscudi, zahlbar alljährlich durch die Verwalter der
für den Ban ausgesetzten Gelder, die in unsere Hände kom-
men. Auch befehle ich, dass Euch jeden Monat, so oft lhr
es verlangt, die fällige Rate, je nach Maassgabe der Zeit, ohne
Zügerung ausgezahlt werde.
Femer ermahnen wir Euch, Euch der Serge um dieses
Amt so anzunehmen, dass Ihr in der Führung desselben be-
weiset, auf Eure eigene Ehre und Euren guten Namen
Rücksicht zu nehmen, für welche Ihr gewisslich in Eurer
Jugend guten Grund Iegen müsst, und zugleich auch der
Hoifnuxlg entsprechet, die wir von Euch hegen und un-
serem väterlichen Wohlwollen, sowie endlich auch der
Würde und dem Ruhme dieses Tempels, der von je her in
der ganzen Welt der bei Weitem grässte und heiligste ge-
Wesen, so wie auch nicht minder unserer oigenen Verehrung
für den Fdürsten der Apostel.
Die Thätigkeit RafaeFs beim Bau der Peterskirehe be-
SChTäIlktG sich hauptsächlich auf die Verstärkung der von
Bramante etwas zu schwach angelegten vier Hauptpfeiler, die
die Kuppel tragen sollten. Das dabei beobachtete kühne
Verfahren schildert Vasari in dem Lehen des Fra Giocondo.
Was den von Rafael entworfenen neuen Plan betriift, so
schliesst sich derselbe allerdings an den des Bramante an,
weicht indess von diesem in einem sehr wesentlichen Punkte
ab, indem Rafael statt der ursprünglichen Form des griechi-
schen Kreuzes die des lateinischen einführte; eine keines-
wegs vortheilhafte Abänderung, die zwar damals noch nicht
zur Ausflihrung kam, die aber bei der schliesslichen Vollen-
dung die Wirkung dieses Gebäudes so wesentlich beeinträch-
tigte, indem dasselbe, Wie Bramante und Michel Angelo, rich-
tig gesehen, seiner ganzen Idee nach auf die Grundfornu des
gdechisehen Kreuzes angewiesen war.