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Pungileoni Elog. stor. di RaHI p. 157 PF. Als Rafael
diesen oEencn und herzlichen Brief an seinen xwarehrten Oheim
schrieb, stand er auf der hüchsten Stufe seines Ruhmes.
Nachdem sein derster Beschützer Papst Julius II. gestorben war,
hatte sich die Liebe von dessen Nachfolger, dem Mediceer
Leo X., in gleichem Maasse auf ihn übertragen, dia an
ihn gestellten Anforderungen hatten sich in doppelter Beziehung
gesteigert, indem Leo X. einma] die Malereien im Vatikan mehr
als Julius H. zu beschleunigen suchte, und überdiess Rafael
auf einem anderen Gebiete der Kunst ein nicht minder gros-
ses Unternehmen übertrug, nämliclz den Bau von S. Peter.
Nach einer oben angeführten Nachricht, hatte sich Rafael
schon früh unter der Leitung Cesarinds in der Baukunst
unterrichtet, wie denn überhaupt die gleichmässige Ausübung
der verschiedenetr Künste in jenem reichbegabten Zeitalter
durchaus nicht selten bei den hervorragellden Künstlern vor-
kommt. Doch aber meldet Rafael dem Oheim sehr aube.-
fhngen, dass ihm S. Heil. einen Genossen zugesellt habe, von
dem er noch tüchtig Iernen solle. Es war dies Fra Gio-
condo von Verona, ein Münch, den sich der Iidranciscaner
und Dominikanerorden gegenseitig streitig machen, und von
dessen tiefer Einsicht und vortreifflichen Werken Vasari im
dritten Bande Ausführliches mittheilt (deutsche Ausgabe 111. 2,
S. 185 Ein weiterer Genosse bei der Leitung des gros-
sen Unternehmens war, zur Zeit als Rafael den Brief schrieb,
naeh Vasari noch Giuliano da. San Gallo, mit dem Ra-
fael schon bei seinem früheren Aufenthalt in Florenz in dem
gastlichen Hanse des Baccip d'Agno1o Umgang gepfiogen
hatte. Vgl. über Rafaefs Theilnahme an dem Bau den Brief
an Castiglione.
Der zwveite Punkt des Briefes betriHt die Heirathsange-
legexlheit. Rafael war, wie Leonardo da Vinci, Michel An
gelo und Tizian unverheirathet. Mit Recht rühmt er sich
gegen den Oheim, Weiser gewesen zu sein, als jener, indem
er die ihm von jenem bestimmte Parthie zurückgewiesen.
Aber auch dafür dankt er Gott täglich, dass er keine andere
genommen. Nie wäre er mit einer Frarz dahin gekommen,
W0 er sich jetzt befände. Für Künstler und auch für
andere liegt ein reicher Stof? zu Betraehtungen in diesen
einfachen und naiven Bemerkungen des güttlichen Rafael-
Indem scheint sich diesrar, als er den Brief schrieb, 110011
schon in das Unvenneidliche gefügt zu haben.