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Der Herzog Guidobaldo war am 11. April zu Fossom-
brone gestorben, im Beisein und zum grossen Sehmerz der
Gemahlin Elisabeth, wie der Männer, die einst die Zierde
seines glänzenden Hofes ausmachten, des Grafen Oastiglione,
Pietro Bembcfs u. A.
Was die in dem Briefe genannten Personen betriift, so
ist der ,,Oheim Priester" D. Bartolomeo, Erzpriester der
Pieve di S. Donaio, der Brader des Giovanni Santi, Santa
die Schwester desselben; der Oheim Simone di Baptista
Ciarla, der liebste Verwandte Rafaefs ist der Bruder von
dessen schon 1491 verstorbenen Mutter Magia geb. Ciarla,
Taddeo Taddei, dessen Ankunft in Urbino Rafael an-
kündigt, ist ein junger gelehrter Florentiner, dessen innige
Freundschaft Rafael in dem gastlichen Hanse des Baumeisters
Baceio d'Agno10 zu Florenz gewonnen llatte, als er im
Jahre 1505 zum zweiten Male dorthin gegangen war;
der Grund seiner Reise nac-h Urbino scheint nach Passavant
der Wunsch gewesen zn sein, den prächtjgen Exequien des
Herzogs Guidobaldo beizuwohnen und bei dieser Gelegenheit
mit seinem Freunde Pietro Bembo zusammenzutreäen, dessen
an ihn gerichtete Briefe verüifentlicht sind.
Der Präfekt, um dessen Empfehlung sich Rafael so an-
gelegentlich bemiiht, istFrancesc0 Maria. della Rovere,
den der Herzog Güdobaldo schon früher als Erben adoptirt
hatte und der ihm auch in der Regierung des Herzogthunm
Urbino nachfolgte. Er war mit Johanna, der Toehter Fe.
derigds von ITrbino vermählt, und mochte, einer Aeusserung
des Briefes zufolge, Rafael schon früher seine Gunst zuge-
wendet haben. WVenigstens wvissen wir mit "Bestimmtheit, dass
Johanna den jungen Künstler schon früh mit ihrer Huld er-
freute, wie sie ihm denn auch bei seiner ersten Reise nach
Florenz folgenden freundlichen Empfehlungsbrief an den Gon-
faloniere Pietro Soderini mitgab, au welchon jetzt Rafael von
ihrem Gemabl empfohlen werden müchte.
Der Brief lautet folgendermaassen:
Urbino,
Oktoher
1504.
Mächtiger und Erlauchter, wie ein Vater zu ve1'eh1'e11derHe1'1'!
Der Ueberbrlnger cheses Bnefes wird der Maler Rafael
von Urbmo sem, welcher, da er m seiner Verriehtung ein