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Und wenn Jemanrlem einige der vorbenannten Dinge
unmüglich and unausfiillrbar erscheinen solltcn, so erbiete ich
mich mit der grüssten Bereitwwfilligkeit, dia Probe davon in
Eurem Park odex; an jcclcln andern Orte zu machen, der
Ew. Exc. gcrxehnl ist, welchcr ich mich mit der grässtmäg-
lichsten Ergebcnheit cmpfehlc.
Das Manuscript des obcn nach der Mittheihulg bei Bott.
I, 467. übersetztcn Schreibcns Leo11ardds ist unter dessen
nachgelzlsscnexl Papic1'c11 gefunden worden und befindet sich
geagenwiirtig in der ambrosiallisclxell Bibliothck zu Mailand.
Es ist cin Dokument. der auch von anderen Sciten vollstälr
dig erwiesencn Viclseitigkcit des Leonardo, indem Allcs,
was wir über don Charakter und die wirklichen Leistungen
Leonardds wissen, uns wohl zu überzeugen gecignet ist,
dass es sich darin nicht um blesse Verspreclnungen, sondern
um Dinge handelt, die Leonardo auszuführen im Stands
yvar. Da der Bricf ohne Datum ist, kann die Zeit desselben
nur durch Vernmthungen bestimmt werden; indessen lässt
sich mit zicmlicher Gewissheit annehmen, es sei derselbe in
der erstcn Zeit des Aufenthalts Ireonardds in blailand geschrie-
ben wordcn, also wahrscheinlich im Anfang der achtziger J ahre,
indem die Nachricht des Vasari, Leorlardo sei 1494 nach
Maila-nd berufbn worden, längst als irrthümlich nachgewiesen
worden ist. Seit 1480 nälnlich usurpirte Lodovico Sfo rza, au
dan der Brief gerichtet ist, die eigentlich Gian-Galeazzo
Vise onti gebührende Herrschaft, und schon damals, nicht erst
nach dem Tode des Letzteren (1494), suchte er durch die
Vereinigung bedeutender Männer an seinem Hofe, wie durch
grosse künstlerische Unternehmungen gleichsam sein Unrecht
zu sühnen. Er mochte übrigens den Künstler schon früher
durch jenes von Vas ari erwähnte Bild eines fabelhaften,
Entsetzen erregenden Unge11e11ers kennen gelernt haben, das
Leonardo, noch jung, im Hanse des Vaters gemacht hatte
und welches, von diesem für 100 Dukaten an Horentilüsche
Kauüeute verkauft, für 310 Dukaten in den Besitz Lodo-
vicds gekommen sein soll. Als es nun galt, seinen Hof,
wie so auch durchKiinstler zu zieren, musste
ihm der damals im blülmendsten Mannesalter stehende Leo-